Im Zuge der Energiewende seien verstärkt regenerative Energiequellen erschlossen worden. Um aber beispielsweise aus der Sonne gewonnene Energie auch in den Nachtstunden nutzbar zu machen, sei die Energiespeicherung von besonderer Bedeutung, wie Hochschulvizepräsident Prof. Dr. Marcus Jautze in seiner Begrüßung der rund 80 anwesenden und online zugeschalteten Teilnehmer erklärte. Und hier setze die Veranstaltungsreihe Landshuter Energiegespräche mit drei Vorträgen an, deren Leitthema im Wintersemester 2023/2024 „Nachhaltige Energiespeicherung als Basis für die Energiewende“ lautet. Beim ersten Vortrag in diesem Semester am 30. Oktober 2023 stand die Bedeutung von moderner Holzenergie für den Klimaschutz aus Sicht der Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Dabei hätten die geplanten Heizungs-Regelungen aus Brüssel und Berlin – die thermische Verwertung von Holz für die Wärmegewinnung nicht mehr als nachhaltig betrachtete - zu Irritationen geführt, wie Prof. Dr. Josef Hofmann (Veranstaltungsinitiator und Sprecher Forschungsschwerpunkt Energie) in seiner Einführung erläuterte. Wie nachhaltig Holzenergie tatsächlich sei und welche Bedeutung sie für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes haben kann, werde der Vortrag „Moderne Holzenergie als Beitrag zum Klimaschutz“ von Prof. Dr. Hubert Röder (Forstwirt und Professor für nachhaltige Betriebswirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) zeigen.
Proaktive Waldbewirtschaftung notwendig
Der Referent machte schnell klar, dass moderne Holzenergie nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv sein kann. Dafür sei eine nachhaltige, proaktive Waldbewirtschaftung erforderlich. Bei den Holzvorräten stehe Deutschland europaweit auf Platz 3, Bayern sei Europameister, man habe mit 400 Kubikmetern pro Hektar sogar „Urwaldniveau“, Weltmeister sei der Privatwald in Bayern, der noch darüber liege. Aber gerade für Länder mit großem Holzvorrat gäbe es aufgrund des hohen Alters von Bäumen sowie die Klimaveränderungen hohen Anpassungsbedarf. Gerade Nadelwälder sollten durch Mischwald ersetzt werden, bevor Klimaveränderungen und der Borkenkäfer noch schlimmere Schäden anrichten könnten. Um den Umbau forcieren zu können, sei erst einmal eine Steigerung der Rodungen notwendig. Und dies müsse schnell erfolgen, denn wenn die Wälder zu stark geschädigt seien, sei nur noch ein Kahlschlag möglich. Beim Wiederaufforsten sollten dann heimische Bäume gepflanzt werden, die allerdings aus Ländern stammen sollten, in denen das Klima bereits so ist, wie es bei uns in einigen Jahren sein wird. Durch eine nachhaltige Bewirtschaftung – und die dafür nötige Rodung - könne Holz gerade auch für die geforderte vermehrte Holzbauweise zur Verfügung und die Menge an gespeicherten CO2 gesteigert werden. In Deutschland könne so die Bereitstellung an Waldrestholz verdoppelt werden. Nach einem erfolgten Waldumbau, der z.B. im Staatswald in Bayern sei langem betrieben werde, sei auch der Bestand an Restholz durchgehend langfristig gesichert. Die EU-Biodiversitätsstrategie (EUBDS) ziele darauf, mehr Schutzgebiete zu schaffen, die verblebenden Primär- und Urwälder der EU streng zu schützen sowie die Holzentnahme zu verringern. Für Prof. Dr. Röder ein falscher Weg. Als Basis diene u.a. eine von der EU veröffentlichten Studie, in der Szenarien entwickelt wurden, wie sich der Wald entwickeln solle, um die Ziele Nachhaltigkeit, Bioenergie, Biodiversität und verminderte CO2-Emissionen erreichen zu können. Die entwickelten Szenarien würden aber unterstellen, dass durch den Umbau des Waldes Plantagen entstehen, Waldbewirtschaftung werde als grundsätzlich negativ dargestellt. Die entwickelten Szenarien seien für die europäischen Verhältnisse nicht zutreffend. Denn hier gäbe es Reinbestände gerade an Nadelwäldern, die bei einem Umbau in Mischwälder angereichert würden, ein Umbau sei dringend erforderlich. Zusätzlich würden ältere Wälder, die stillgelegt werden, im Laufe der Zeit zu CO2-Quellen und nicht zu -Speichern, wie eigentlich gewünscht. Auch Waldbewirtschaftung und Biodiversität stellen keinen Widerspruch dar, hätten im Gegenteil Synergieeffekte. Denn die Biodiversität sei nur betroffen, wenn Kahlschläge durchgeführt oder Plantagen angelegt werden, dies bedeute große Schäden für das Tier-Ökosystem. Je länger man mit dem Umbau der Wälder durch Forstwirtschaft warte, desto mehr müsse man mit Kahlschlägen bei dann stark beschädigten Bäumen rechnen. In Deutschland gäbe es Regionen, die schon ein Viertel der Nadelwälder verloren haben. Dann habe man negative Biodiversitätseffekte. Es sollte also möglichst schnell mit dem Umbau der Wälder in Mischwälder begonnen werden.
Wald grundlegend für das Einhalten der Klimaziele
Er betont die Bedeutung von Wald und Holz als CO2-Speicher und für das Einhalten des EU-Zieles, bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Eine Steigerung der Holzernte liefere einerseits den im Baubereich dringend notwendigen Rohstoff und führe zu einer Steigerung der Kohlenstoffspeicherung. Einen langfristigen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz verspreche andererseits die Substitution von fossiler Energie in der Wärmegewinnung durch energetische Nutzung von Restholz. Durch proaktiven Waldumbau könnten 25 Prozent der Gasimporte ersetzt werden, ist Prof. Dr. Röder überzeugt. Dadurch werde Holz nicht nur klimaneutral sondern sogar klimapositiv.
In einer eigenen Studie habe man das Szenario „proaktiver Waldumbau“ mit anderen verglichen und die THG (Treibhausgas)-Effekte und GWP (Global Warming Potenzial) entlang des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs analysiert sowie alle Speichereffekte, die im Wald entstehen, mitberechnet. Das Ergebnis zeige, dass bei proaktivem Umbau von Nadelholz in Mischwald deutlich am meisten CO2-Speicherung im Wald erfolgt und am wenigsten ausgestoßen wird. Stilllegungen seien der falsche Weg, durch das verrottete Totholz werden Wälder zu CO2-Quellen und dies langfristig. Weitere positive Effekte könnten längerfristig gedacht auch Holzvergasung, Pyrolyse oder auch sog. BECCS (bioenergy with carbon capture and storage) bieten, aus Biomasse wird grüner Strom erzeugt, das entstandene Kohlendioxid könne unterirdisch gespeichert werden.
Bioenergie sei auch langfristig eine zuverlässige CO2-Senke und leistet einen positiven Klimaschutz, denn Wald speichere Kohlenstoff aus der Atmosphäre. In den nächsten Jahren müsse der Umbau der Wälder, die Vermeidung von fossilem CO2 etwa durch Holzbau und Bioenergie im Mittelpunt stehen, ab 2050 dann verstärkt in die Dekarbonisierung aus der Atmosphäre eingestiegen werden, z.B. durch Biokohle, Biomethan, Bio-H2. „Die wirksamste CO2-Pumpe, die wir haben, sind unsere Wälder“, fasst Prof Röder zusammen und hier sei es wichtig, die alten Waldbestände zu ersetzen um von Vorrat in Richtung Zuwachs gehen zu können Dies machen andere Länder bereits vor, so laufe derzeit in China das größte weltweite Aufforstungsprogramm.
Veranstaltet werden die Landshuter Energiegespräche vom Forschungsschwerpunkt Energie, dem Technologiezentrum Energie und dem Institut für Transfer und Zusammenarbeit der Hochschule Landshut, unterstützt werden sie durch die Partner Solarfreunde Moosburg, den Freundeskreis Maschinenbau der Hochschule sowie den Bund der Selbständigen in Bayern (BDS).
Die weiteren Termine im Wintersemester:
Termin: Montag, 4. Dezember 2023
Beginn: 18.30 Uhr
Ort: Kloster Furth - Seminar- und Schulungszentrum & ONLINE
Vortrag/Diskussion:
Grüner Wasserstoffkreislauf HyBayern und Wasserstoffzentrum Pfeffenhausen
Referent
Dr. Tobias Christoph Brunner
HYNERGY GmbH, Grasbrunn
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Termin: Montag, 22. Januar 2024
Beginn: 18.30 Uhr
Ort: Hochschule Landshut & ONLINE
Vortrag/Diskussion:
Elektrische Speichertechnik – Quo vadis?
Referent
Prof. Dr. Karl-Heinz Pettinger
TZ Energie, Hochschule Landshut
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