Die Digitalisierung wird in großer Geschwindigkeit zu enormen Veränderungen führen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Wir müssen lernen, diese digitale Zukunft zu gestalten. Dies biete vielfältige Chancen bis hin zur Lösung globaler Herausforderung und der Erde 5.0, wie Karl-Heinz Land, Sprecher Initiative Deutschland Digital, beim 3. Landshuter Leadership Forums an der Hochschule Landshut ausführte. Die Veranstaltungsreihe beschäftigt sich mit der Zukunft des Leaderships in Unternehmen und Gesellschaft im digitalen Zeitalter. Das Thema am 22. November lautete „Digitale Transformation: Entrepreneurship – Die Menschen mitnehmen!“ Vorträge von Experten u.a. auch von Stefan Stroh (Chief Digital Officer Deutsche Bahn AG) gaben Einblicke in die Herangehensweise von Unternehmen an die digitale Transformation und boten viel Diskussionsstoff. Mit dem Thema Digitalisierung befasse sich die Hochschule Landshut intensiv, dies in Lehre, Forschung und Wissenstransfer, wie Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel bei seiner Begrüßung der rund 120 Teilnehmer erklärte. Das Landshut Leadership Forum schaffe eine wertvolle Plattform für die Diskussion mit Führungskräften und Interessierten unter Einbindung von Hochschule und den Studierenden, die u.a. Autoren der von Prof. Dr. Hubertus C. Tuczek herausgegebenen Buchreihe Landshut Leadership sind.
Exponentielle Veränderung durch Digitalisierung
Die Digitalisierung verändere die Wirtschaft nicht mehr linear, wie in den vorhergegangenen industriellen Revolutionen, sondern exponentiell. „Wir stehen erst am Anfang der digitalen Revolution“, betonte Karl-Heinz Land in seiner Keynote „Erde 5.0 – Die Zukunft provozieren“. Doch biete dieser Umbruch die Möglichkeit, die Zukunft zu gestalten, um keine zweite Welt zu brauchen, wie es der heutige Ressourcenverbrauch, Klimawandel, Bevölkerungswachstum, soziale Ungleichheit etc. nötig machen würden. Die reale Welt werde untrennbar mit der online-Welt verbunden. Software und Services übernähmen einen Großteil der Wertschöpfung, vom autonomen Fahren über die Automatisierung in Büro, Betriebswirtschaft und Justiz, bis hin zum Fleisch aus der Retorte, das den Anbau von Nahrungsmitteln als Nutztierfutter obsolet mache. Deutschland als Hardware orientiertes Land müsse ein Bewusstsein für diese Transformation und neue Visionen schaffen. Auch Projekte können aufgrund der zunehmenden Komplexität und der schnellen Veränderungen nicht mehr komplett vorausgeplant werden, erläuterte Prof. Dr. Helmut Klausing (Präsident der GMP Gesellschaft für Projektmanagement e.V.) in einem Grußwort. Komplexität und Unsicherheit müssten aber als Chance genutzt und mit Agilität begegnet werden. Constanze Ahrendt (VDMA Landesverband Bayern) betonte, dass sich viele mittelständische Unternehmen die Frage stellen, wie sie mit den digitalen Veränderungen umgehen, wie sie Unternehmen und Führung verändern sollen. Und dies parallel zum Tagesgeschäft, was kleinere Unternehmen schnell an ihre Grenzen stoßen lasse und geeignete Kooperationen erfordere. Die Menschen auf den Weg in die Digitalisierung mitzunehmen, lautete die Forderung des Vortrages von Prof. Dr. Hubertus C. Tuczek (Hochschule Landshut, wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung). Die Menschen wären in der Zukunft immer enger mit den Maschinen, den künstlichen Intelligenzen (KI), zusammenarbeiten. „Roboter werden Antworten geben, wir Fragen stellen“, beschreibt er die Rollenverteilung. Bei all den Veränderungen bleibe der Mitarbeiter grundlegend für den Erfolg eines Unternehmens. Grundvoraussetzung für eine digitale Transformationsfähigkeit seien Unternehmenskultur, Kreativität und eine positive Fehlerkultur. Dies werde auch durch neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung bestätigt und sei auch Thema des eben erschienenen 4. Bands der Buchreihe „Landshut Leadership. Um das Potenzial der Mitarbeiter, ihre Kreativität und Innovationskraft nutzen zu können, empfiehlt er u.a. deren Autonomie, ihren Status und damit das Selbstwertgefühl zu stärken. Vertrauen und Fairness seien gerade in Zeiten von Unsicherheit besonders wichtig. „Schauen Sie nicht nur auf Technische Anforderungen, sondern auch auf die Bedürfnisse der Menschen“ rät er den Teilnehmern.
Mit Agilität in digitale Nischen vorstoßen
Agilität in der Unternehmensführung ist für Marc Goerke, Geschäftsleitung des Softwareanbieters iteratec GmbH, eine Grundvoraussetzung, um die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich bewältigen zu können. Dabei habe sich das Geschäftsmodell des Unternehmens hin zum Technologiepartner gewandelt. Zusammen mit Kunden werden Ideen in Innovationen umgesetzt. Netzwerke seien wichtiger als Hierarchien, Verantwortung mehr als Prozesse. Die Keimzelle für Innovationen seien Freiräume, Vertrauen, und kein fester Innovationsprozess. Es sei viel Neues im Unternehmen entstanden, weil Menschen Spaß an neuen Ideen hätten. Prof. Dr. Utho Creusen, Programmdirektor Leadership, Management School St. Gallen, befasste sich in seinem Vortrag mit Chancen für traditionelle Unternehmen in der digitalen Gesellschaft. Die Chancen würden in digitalen Geschäftsmodellen liegen, in Nischen, in denen deutsche Unternehmen ihre Stärken haben. Positive Psychologie und eine Vorgehensweise in einzelnen überschaubaren Schritten seien entscheidend für den Erfolg.
Bahn stellt sich den digitalen Herausforderungen
Praxiseinblicke in die Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn, die mit großen Anstrengungen „die Herausforderungen der größten Mobilitätsrevolution seit der Dampfmaschine“ meistern will, gab Stefan Stroh in seinem Vortrag. Autonome Fahrzeuge als neue Konkurrenz, digitale Steuerung des Verkehrs oder vorbeugende Instandhaltung (predictive Maintenance) lauten einige Themen der Bahn. Seit 2014 würden sich 400 Projekte mit Innovationen in diesem Bereich beschäftigen. 2017 wurden konzernweite Digitalisierungsfelder gebildet. Dabei sollen sowohl das Kerngeschäft digitalisiert als auch neue Geschäftsmodelle aufgebaut werden. Bei den Themen Vernetzung von Daten setze die Bahn komplett auf Cloud-Lösungen, um digitale Plattformen schnell abbilden zu können. Den Navigator der Bahn nützen neun Millionen Kunden pro Monat, die Servicefeatures würden ständig erweitert, wie z.B. durch den Service-Check-in. Projekte wie selbstfahrende Sammeltaxis zum Bahnhof (in Hamburg bereits gestartet), digitale Stellwerke, Überwachung von Weichen mit KI oder das autonome Fahren auf Gleisen sind weitere Beispiele. Möglich mache dies die Bahn mit einem digitalen Innovations-Ökosystem, u.a. mit Innovations-Labs, in denen Mitarbeiter Zeit und Budget erhalten, um Ideen auszuprobieren, auch Start-ups, die gefördert werden. Für November 2019 ist wiederum ein Landshut Leadership Forum geplant. Aktuelle Informationen immer unter:
www.haw-landshut.de/landshut-leadership. Sollten Sie Interesse haben, auf die Einladungsliste aufgenommen zu werden, senden Sie bitte eine E-Mail an itz@haw-landshut.de.