Digitalisierung, künstliche Intelligenz und moderne Formen der Zusammenarbeit beeinflussen das Projektmanagement und versprechen effizientere und effektivere Abläufe. Fortgeschrittene Softwaretools unterstützen Projektbeteiligte oder übernehmen sogar Aufgaben der Projektplanung und -steuerung. Mit "Digitalisierung und modernen Kollaborationsformen im Projektmanagement" befasste sich das 2. Netzwerkforums am 4. April 2019 an der Hochschule Landshut, an dem rund 80 Interessierte teilnahmen. Hochschulpräsident Prof. Dr. Karl Stoffel freute sich in seiner Begrüßung über die hohe Zahl an Teilnehmern, die die Gelegenheit zum Austausch zwischen Wissenschaft und Unternehmen nutzten. Das Thema Projektmanagement sei an der Hochschule Landshut in Studium, Weiterbildung, Forschung und Wissenstransfer präsent, dies u.a. im berufsbegleitenden Master „Systems and Project Management“, der eben überarbeitet worden sei und mit aktuellsten Inhalten eine wertvolle Zusatzqualifikation biete.
Maßgeschneiderte Auswahl von Methoden und Werkzeugen
Die zunehmende Digitalisierung erlaubt heute weit mehr als die softwaregestützte Terminplanung oder die Verwaltung von Aufgabenlisten. Die Digitalisierung biete für das Projektmanagement von Unternehmen vielfältige Chancen. „Professionalisieren Sie ihr Projektmanagement“, forderte Prof. Dr. Holger Timinger (Co-Gründer des Instituts für Projektmanagement und Informationsmodellierung IPIM der Hochschule Landshut) die Teilnehmer der Veranstaltung auf. Für alle Bereiche gäbe es digitale Hilfestellungen bzw. Softwarelösungen, von der digitalen Angebotserstellung über Planung, Steuerung, Controlling und Berichtswesen bis hin zu Kollaborationsplattformen und dem Projektabschluss sowie dem anschließenden Wissensmanagement. Zur Bewertung des Digitalisierungsgrads des Projektmanagements in Unternehmen stellte Prof. Dr. Holger Timinger das in IPIM-Forschungsprojekten entwickelte Reifegradmodell M2DIP vor. Anhand der beiden Achsen Reifegrad und Digitalisierungsgrad, die auf alle Bereiche des Projektmanagements angewendet werden können, erlaubt es eine genaue Analyse des Istzustandes und erleichtert die Planung für folgende Abläufe des Projektmanagements. Prof. Dr. Timinger empfiehlt den Teilnehmern aber eine auf die jeweiligen Anforderungen eines Unternehmens bzw. spezieller Aufgabenstellungen bezogene maßgeschneiderte Auswahl von Methoden und Werkzeugen. Nicht eine maximale, sondern eine optimale Digitalisierung des Projektmanagements müsse das Ziel lauten.
Erfolgreiches Projektmanagement durch selbstorganisierte Hochleistungsteams
Moderne Formen der Zusammenarbeit ermöglichen eine enge Abstimmung innerhalb der Projektteams und können mit fortgeschrittenen Verfahren der Projektplanung und -steuerung zu deutlich beschleunigten Projekten führen. In einen Bericht aus der Praxis zeigte Holger Lörz (CEO Actano GmbH, München) seine Vision für das Projektmanagement. Diese setzt auf selbstorganisierende Hochleistungsteams mit großem Engagement, die zusammen an der Lösung von Aufgaben arbeiten. Hierzu müsse das Management von Unternehmen und Projekten allerdings auf altgewohnte Muster verzichten. Gerade junge dynamische Arbeitskräfte wollen im Zeitalter der Digitalisierung Selbstverantwortung anstatt von fachfremder Fremdsteuerung sowie hohe Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort. Das Management müsse sich von einer Rechtfertigungs-Kommunikation verabschieden und zum Teamcoach mit offener Feedback- und Verbesserungskultur werden. Aus seiner langjährigen Erfahrung gab er Praxisempfehlungen für ein erfolgreiches Projektmanagement, die er mit plastischen Beispielen anreicherte. So sei die richtige Planungsrichtung für ein Projekt die Rückwärtsplanung, nur ausgehend vom Ziel könne der ideale Startpunkt ermittelt werden. Mit intelligenter und transparenter Pufferplanung lassen sich Projekte mit höherer Termintreue und reduzierten Kosten verwirklichen. Auch den im Vorhinein festgeschriebenen Meilensteinen erteilte er eine Absage, da sie die Realität nicht widerspiegeln. Stattdessen plädierte Holger Lörz für Phasenübergänge mit Zeitfenstern nach dem Staffelläuferprinzip. Der Fokus müsse auf Engpässen in der Wertschöpfungskette liegen, die zu Verzögerungen im gesamten Ablauf führen könnten. Frühwarnindikatoren und auf Prognosen orientierte Kennzahlen seien von Bedeutung. Zusätzlich müssten klare Absprachen mit Mitarbeitern herrschen, welche Projekte wann bzw. in welcher Reihenfolge bearbeitet werden sollen, da hoch priorisierte Projekte sich häufig gegenseitig behindern. Um Hochleistungsteams bilden zu können seien Visionen sowie die richtigen Mitarbeiter Grundvoraussetzung. Mit der Veranstaltungsreihe „Netzwerkforum Projektmanagement“ werden einmal pro Semester aktuelle Entwicklungen der Disziplin aufgezeigt und das Netzwerk von am Thema Interessierten soll gestärkt werden. Das Networking und die lebhaften Diskussionen im Anschluss an die Veranstaltung zeigten, dass es gelungen ist, den anwesenden Experten wertvolle Impulse zu geben. Weitere Informationen unter
www.haw-landshut.de/netzwerkforum-pm.