Eine Zukunft ohne Energiekosten ist möglich - das versuchte Regisseur Frank Farenski am 26. April 2023 an der Hochschule Landshut mit seinem fünften Film aus der Reihe „Leben mit der Energiewende“ aufzuzeigen. Im einstündigen Film mit dem Titel „Leben ohne Energiekosten“ präsentierte er den rund 130 anwesenden oder online zugeschalteten Teilnehmer*innen Beispiele eines Bestandshauses oder auch eines Straßenzugs, die durch eine Eigenversorgung mit regenerativer Energie täglich Kosten sparen und die Umwelt schonen. Wer in Eigenheimen oder auch dem eigenen Unternehmen auf regenerative Energie setze, so die Aussage des Abends, könne somit tatsächlich ohne Energiekosten leben. Hochschulvizepräsident Prof. Dr. Marcus Jautze begrüßte den Journalisten und Regisseur Frank Farenski, der für die Filmvorführung extra aus Berlin angereist war sowie die Teilnehmer*innen. Er bedankte sich bei allen an der Umsetzung Beteiligten und den Kooperationspartnern. Zu diesen zählten diesmal neben den Solarfreunden Moosburg und dem Freundeskreis Maschinenbau auch das Campuskino. Durch den Abend führte Prof. Dr. Karl-Heiz Pettinger, wissenschaftlicher Leiter des Technologiezentrums Energie der Hochschule. Er betonte die Aktualität des Themas. Regenerative Energieversorgung sei gerade vor dem Hintergrund des eben gerade abgeschalteten Atomkraftwerks Isar 2 und die von der Regierung geplanten Maßnahmen für Heizungen in Neu- und Altbauten ein wichtiges Thema.
Erderwärmung wichtigstes Thema für Menschheit
Vor 10 Jahren hat Frank Farenski den ersten Film der Reihe „Leben mit der Energiewende“ vorgestellt. Das Interesse sei besonders in der Region gemeldet – eben da, wo die Energiewende gemacht wird, wie Farenski betonte. In seiner Themeneinführung aber auch im präsentierten Film betonte der Regisseur, dass Klimaschutz weltweit das Thema Nr. 1 sein müsse. Für ihn stünden einige Fakten fest: den bevorstehenden Klimawandel würden viele Menschen nicht überleben. Die Erderwärmung werde bei drei Grad liegen, auch wenn jetzt die Emissionen zurückgefahren würden. Eine Studie belege, dass man durch die Folgen der Erderwärmung bis zu 70 Prozent der Menschheit verlöre. Denn bei 50 Grad Außentemperatur könne man nur wenige Minuten im Freien bleiben. Pakistan sei dabei das erste Land, das seine zivilisatorischen Strukturen verlieren würde. Bis 2040 müssten über eine Milliarde Menschen laut UN in Richtung Norden umgesiedelt werden, die Bevölkerung in Europa würde sich verdoppeln. „Unser Leben wird sich verändern, mit 160 Mio. Menschen in Deutschland“, ist Farenski überzeugt. Und dies sei zu erwarten. Bevor ökologische Grenzen wirklich überschritten würden, würden zuvor der gewphnte Komfort und die innere Sicherheit unseres Landes verloren gehen. Die gezeigte einstündige Version des Films richte sich an Bürger*innen, die sich für Energie-Eigenproduktion interessierten. Positiv sei, dass die BRD als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt 50 Prozent des Stromverbrauchs regenerativ erzeugt. Bei der Primärenergie in den Bereichen Wärme und Verkehr seien es allerdings nur 20 Prozent. Besonders bemerkenswert sei, dass 90 Prozent der Anlagen, die regenerative Energie produzieren, in der Hand von Bürgern bzw. Energiegenossenschaften seien. Die Energiewende mit dem Ziel das gesamte fossile Energiesystem zu ersetzen, werde immer dezentral bleiben, ist Farenski überzeugt. Dies schaffe für die bisherige zentrale Energiewirtschaft, die (fossile) Energie zentral verkaufe, Probleme. Green Deal bedeute, Energie selbst zu erzeugen, zu speichern und zu nutzen sowie später auch eine Energieversorgung zu garantieren. Für diejenigen, die selbst ihre Energie produzierten, würden auch gestiegene Energiekosten keine Rolle mehr spielen. In seinem Film zeige er Beispiele, wie man mit selbst produzierter Energie frei von Energiekosten leben kann
Bestandsbau saniert – jetzt Energieversorgung ohne Kosten
Dies verdeutlicht er einmal an einem Bestandsbau aus den 70er Jahren, von denen es sehr viele in Deutschland gäbe: Gas-Heizung, keine Außendämmung, keine gedämmten Fenster. Mit Investitionen in Höhe von rund 70.000 Euro habe es eine fünfköpfige Familie geschafft, aufs Jahr gerechnet keine Energiekosten mehr zu haben. Dabei habe man auf eine Außendämmung verzichtet und nur die oberste Geschossdecke gedämmt. Nach der Installation einer ersten PV-Anlage mit 11,5 kWh im Peak, habe man noch versucht, Strom möglichst tagsüber zu verbrauchen: z.B. sei nur noch gewaschen und getrocknet oder den Backofen verwendet worde, wenn die Sonne schien. In weiteren Schritten habe man eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, Wasserpuffer, Wärmespeicher, einen wassergeführten Kaminofen sowie eine zweite PV-Anlage investiert. Dabei wurde die Wärmepumpe einfach an das alte Heizsystem angeschlossen, die Heizkurve des Systems aber optimal eingestellt. So wurde beispielsweise bei minus 15 Grad Außentemperatur die Vorlauftemperatur auf 42 Grad abgesenkt. Dadurch könne viel Energie eingespart werden. In der kältesten Jahreszeit wird in diesem Szenario mit einem wasserführenden Holzofen zugeheizt. Das Beispiel zeige, dass Wärmepumpen in Altbauten sehr wohl Öl und Gas ablösen könnten. Durch die Einspeisevergütung in sonnigen Zeiten habe man trotz Holzkauf und Bezug von Netzstrom Geld verdient, die Investition amortisiere sich eigentlich von selbst. Auch durch die Nutzung eines E-Fahrzeugs, das an der eigenen Wallbox geladen wird, spare man viel Geld. Das Beispiel zeige, dass es für die Millionen Häuser des Altbestandes nahezu unerlässlich ist – wenn man die stark steigenden Energiepreise nicht in Kauf nehmen will oder kann – auf regenerative Energie zu setzen.
Eigenversorgung auch für Straßenzüge oder Unternehmen attraktiv
Auch Unternehmen würden mittlerweile immer mehr regenerative Energie selbst produzieren, auch um ihre Stromversorgung unabhängiger und kostengünstiger zu gestalten. Zusätzlich könnten sich auch Nachbarn oder ganze Straßenzüge zusammenschließen, Energie prozieren und überschüssige Mengen ins Netz einspeisen. Dies zeigte der Film in einem zweiten Beitrag, in dem in drei Objekten, darunter auch ein Mehrfamilienhaus mit 24 Parteien, ein solches Projekt umgesetzt wurde. Dies mit Strom- und Wasserspeicher um zu puffern, einer PV-Anlage sowie einer Wärmepumpe. Für Farenski ist dieses Beispiel einer eigentlich netzfreien Insel, ein Paradebeispiel, um zu zeigen, wie in Bürgerhand die Abhängigkeit von der fossilen und atomaren Energiewirtschaft minimiert und gegen die Klimakatastrophe angegangen werden kann. Im Anschluss an die Filmvorführung nutzen die anwesenden oder online zugeschalteten Teilnehmer*innen die Gelegenheit zu einer lebhaften Diskussion mit dem Regisseur. Die Veranstaltung fand im Rahmen der „Landshuter Energiegespräche“ an der Hochschule Landshut statt, die innovative Ansätze für die Energiewende vorstellen und diese auch aus ökonomischer Sicht reflektieren. Die Reihe wird vom Forschungsbereich Energie, dem Technologiezentrum Energie sowie dem Institut für Transfer der Hochschule Landshut durchgeführt. Weitere Informationen unter
www.haw-landshut.de/la-energiegespraeche.