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4. Landshuter Leichtbau-Colloquium - Leichtbau als Motor für Ressourceneinsparung

Unter dem Thema "Leichtbau - eine Schlüsseltechnologie für Material-, Energieeffizienz und Klimaschutz" präsentierten beim 4. Landshuter Leichtbau-Colloquium am 26./27. Februar 2009 Experten neueste Entwicklungen im hoch innovativen und branchenübergreifenden Sektor der Leichtbautechnologien.

Ein Umdenken hin zu regenerativen Energien forderte Prof. Dr. Peter Hennicke, (früherer Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie sowie Mitglied in drei Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages).
Ein Umdenken hin zu regenerativen Energien forderte Prof. Dr. Peter Hennicke, (früherer Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie sowie Mitglied in drei Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages).

Initiiert vom Leichtbau-Cluster (LC) der Hochschule trafen sich Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, um sich in 46 Fachvorträgen über die neusten Trends in diesem innovativen Themenfeld zu informieren. Parallel zu den Vorträgen präsentieren Unternehmen und Institutionen in der begleitenden Fachausstellung ihre neuesten Entwicklungen im Bereich des Leichtbaus. Die Besucher im Colloquium konnten zahlreiche neue Kontakte knüpfen, um vielleicht schon in nächster Zeit eine innovative Projektidee in die Realität umzusetzen.

„Wir heißen nicht nur Hochschule für angewandte Wissenschaften, wir erfüllen das auch mit Leben,“ erklärte Hochschul-Präsident Prof. Dr. Erwin Blum in seiner Begrüßung. Und das zum vierten Mal in Landshut stattfindende Colloquium im hoch innovativen Bereich des Leichtbaus sei mit rund 210 teilnehmenden Fachleuten ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der Kontakt zur Wirtschaft und ein hoher Anwendungsbezug an der Hochschule umgesetzte werde. Zwei einführende Vorträge beleuchteten die Notwendigkeit von Umweltschutz und Ressourceneinsparung und was der Leichtbau dafür leisten kann.

Hin zu erneuerbaren Energien und Effizienzsteigerung

Für Prof. Dr. Peter Hennicke, (früherer Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie sowie Mitglied in drei Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages) müsse man weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien und dabei eine immense Effizienzsteigerung schaffen. Dabei müssten regenerative Energien auch wirtschaftlich für Energieunternehmen sein, er schätzt, dies könnte bis ins Jahr 2015 oder 2020 verwirklicht werden. Für die Effizienzsteigerung sei man auf kosteneffektive Technologien angewiesen. Im verarbeitenden Gewerbe entfielen 40 % des Einsatzes auf Materialien, hier könne man deutlich einsparen indem man den Ausschuss verringert sowie Recycling und Leichtbau-Produkte forciere. Da die Ressourcen an Erdöl beschränkt seien, müsse man z. B. das Auto der Zukunft ohne Öl denken, ebenso sei eine Effizienzrevolution sei nötig. Prof. Hennicke plädiert für eine neue politische und wirtschaftliche Ausrichtung „Greentech made in Germany“ sei eine Chance für Gesellschaft und Wirtschaft. Das „hochinnovative“ Leichtbau-Colloquium sei der richtige Weg hierzu.

Prof. Dr. Ulrich Seiffert (TU Braunschweig und ehemaliger Vorstand der Volkswagen AG für Forschung und Entwicklung) erklärte, in den vergangenen Jahren habe man den Luftwiderstand, den Rollwiderstand der Reifen und die Sicherheit der Fahrzeuge stark verbessert. Dies bedeute aber ebenso wie ökologische Neuerungen, z. B. die Nutzung der Auspuff-Abwärme eine zusätzliche Ausstattung und damit eine Zunahme des Fahrzeuggewichts. Auch den Antrieb habe man verbessert und damit Verbrauch und Abgasausstoß reduziert. Er sieht in Zukunft zwei Felder, auf denen man Verbrauch und CO2-Ausstoß noch weiter minimieren könne: Einmal Fahrzeuge mit Hybridtechnik, in denen Elektro- und Verbrennungsmotor beim Antrieb ideal kombiniert seien. So könne man auf einen Verbrauch von 2,5 l pro 100 Km erreichen. Der zweite Faktor sei die Gewichtsreduktion. Hier müsse man überall wo es die Statik zulasse „schwere Materialien“ bspw. durch höchstfeste Leichtbaustähle ersetzen, Mischabauweisen einsetzen und darauf ausgelegt vielleicht sogar die Grundkonstruktion der Fahrzeuge überdenken.

Die Vorträge waren in themenbezogene Sessions unterteilt, sie reichten von verschiedenen Leichtbaumaterialien wie z. B. Kunstoff-, Magnesium- oder Aluminium, Schäume, über Verbindung von verschiedenen Materialien bis hin zu neuen Fertigungstechnologien:

  • Werkstoffverbundstrukturen
  • Oberflächentechnik und -beschichtungen
  • Aluminiumschäume und Magnesium
  • Aluminium und Aluminiumschäume
  • Verbindungstechnik
  • Schraubverbindungen
  • Metallische Verbundwerkstoffe und Schäume
  • Kernmaterialien für Sandwichstrukturen
  • Fertigungstechnologien Faserverbundstrukturen
  • Umformen / Effizienter Materialeinsatz
  • Urformen mit Aluminium
  • Simulation und Optimierung
  • Leichtbau im Luftfahrzeug- und Fahrzeugbau

Um das Gewicht von Bauteilen zu senken, werden schwere Materialien durch leichtere ersetzt, wenn es die technischen Anforderungen erlauben. So sind z. B. Flugzeugturbinen mittlerweile sehr ausgereift, eine zusätzliche Reduzierung des Gewichtes sei nur über neue leichtere Werkstoffe möglich, die allerdings den hohen Temperaturen und Belastungen standhalten müssen. Um Vollmaterialien zu ersetzten, werden beispielsweise im Leichtbau oft Sandwichkonstruktionen eingesetzt. Hierzu werden häufig gefaltete Strukturen wie z. B. Waben eingesetzt, die eine hohe mechanische Leistungsfähigkeit besitzen. Herr Dipl.-Ing. Yves Klett (Universität Stuttgart) stellte in seinem Vortrag „Cutting Edge Cores: Mulitfunitionale Faltkernstrukutren“ Herstellungsprinzipien und Eigenschaften dieser isometrisch gefalteten Kernstrukturen und ihre Funktionalitäten vor.

Potenziale und Herausfoderungen durch neue Materialien

Das gerade für Klein- und Mittelständische Unternehmen ein effizienterer Einsatz von Materialien Kosten sparen kann, zeigte Dr. Claudia Ritter (VDI/VDE Innovation + Technik GmbH, Berlin). Sie stellte erste Ergebnisses des „Impulsprogramm Materialeffizienz“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie vor. Durch verbesserte Produktkonstruktionen, Produktionsprozesse und Optimierung des Pruduktionsumfeldes z. B. Transport, Lagerhaltung, Verpackungsmaterialien, ließen sich Kosten von ca. 2,5 % des Jahresumsatzes einsparen.

Dass neue Materialien aber auch neue Herausforderungen bedeuten können zeigte Markus Ganser (BMW Group, München) am Beispiel von höchstfesten Stählen und Aluminium im Karosserieleichtbau. Durch den Einsatz von höchstfesten Stählen kann beispielsweise die Wanddicke minimiert und so Gewicht eingespart werden. Das Veranstaltungsprogramm beinhaltete einen ausgewogenen Mix von Fachbeiträgen aus Wirtschaft und Wissenschaft, mit einem höchsten Maße an praxisorientierter Umsetzung.

Den hohen Stellenwert der Veranstaltung spiegelte die große Teilnehmerzahl von Besuchern, Fachausstellern und Referenten wider", freuten sich die LC-Initiatoren Prof. Dr. Otto Huber und Marc Bicker. Das nächste Landshuter Leichtbau-Colloquium ist im Frühjahr 2011 geplant.
Weitere Informationen zu den Vorträgen bieten die Fachbeiträge im Tagungsband.

Ein Umdenken hin zu regenerativen Energien forderte Prof. Dr. Peter Hennicke, (früherer Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie sowie Mitglied in drei Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages).
Mit großem Interesse folgte das Fachpublikum den Vorträgen in nach Themen aufgeteilten Session.