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Besuch der Bundestagsabgeordneten Heike Heubach an der Hochschule Landshut

Die erste gehörlose Politikerin im Deutschen Bundestag traf Studierende und Forschende aus dem Studiengang Gebärdensprachdolmetschen

Der Studiengang Gebärdensprachdolmetschen der Hochschule Landshut ist ein Alleinstellungsmerkmal: In Deutschland gibt es nur acht vergleichbare Studiengänge, in Bayern ist er der einzige. Am 9. Januar war das Anlass für einen Besuch von Heike Heubach an der Hochschule Landshut. Sie sitzt seit März 2024 für die SPD als erste gehörlose Politikerin im Deutschen Bundestag. Begleitet wurde sie bei ihrem Besuch an der Hochschule von ihren Parteikolleginnen, Stadträtin Anja König und Landtagsabgeordnete Ruth Müller.   

Großer Bedarf an qualifizierten Gebärdensprachdolmetschern

Hochschulpräsident Prof. Dr. Fritz Pörnbacher empfing die Politikerinnen am Vormittag. Bei der Präsentation der Hochschule stand der Studiengang Gebärdensprachdolmetschen im Fokus: „Der Bedarf an qualifizierten Gebärdensprachdolmetschern steigt durch die wachsende gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung beständig an. Hier an der Hochschule Landshut bilden wir die benötigten Dolmetscher aus,“ erklärte der Hochschulpräsident.

Anders als beim Dolmetschen von Lautsprachen liegt in diesem Studium eine besondere Herausforderung darin, dass die meisten Studierenden neben dem Dolmetschen in nur dreieinhalb Jahren die Gebärdensprache von Grund auf neu lernen müssen. Heike Heubach zeigte sich offen für die Förderung des Studiengangs: "Hörende und Taube, also beide Seiten benötigen für die Kommunikation miteinander Gebärdensprachdolmetschende. Wir werden sehen, was getan werden muss, um mehr Gebärdensprachdolmetscher auszubilden."

Forschung an der Hochschule Landshut möchte Barrieren abbauen

Im Anschluss wurden zwei Forschungsprojekte der Hochschule, die sich in der Gebärdensprachgemeinschaft verorten, vorgestellt. Im Projekt „Deafpal“ möchten Forschende der Hochschule Landshut die Palliativversorgung gehörloser Menschen verbessern. Das Projekt „Sign4All“ entwickelt ein Fachgebärdenlexikon mit möglichst vielen Gebärden aus unterschiedlichsten Berufsgruppen. Das ist notwendig, da in vielen Bereichen Fachgebärden fehlen, was gehörlose Menschen in der Arbeitswelt benachteiligt.

Heike Heubach bestätigte die praktische Relevanz dieses Forschungsprojekts. Sie berichtete, dass sie in ihrer Arbeit im Bundestag auch immer wieder auf das Problem stoße, dass Gebärden für spezialisierte Begriffe fehlten. Gemeinsam mit ihren Dolmetschern habe sie daher selbst passende Gebärden entwickelt.  

Über 40 Studierende nutzen Gelegenheit zum direkten Austausch mit Heike Heubach

Für den Nachmittag war eine Austauschrunde mit dem gesamten Studiengang Gebärdensprachdolmetschen angesetzt. Gut 40 der insgesamt 60 Studierenden nahmen die Gelegenheit wahr. "Ich bin froh und stolz, die Zukunft des Gebärdensprachdolmetschens zu sehen", begrüßte Heike Heubach die Studierenden. Sie gewährte Einblick in ihren Werdegang: Besonders stolz sei Heubach auf ihre erste Rede als Abgeordnete, die zugleich die erste gebärdensprachlich Rede vor dem Deutschen Bundestag war. Für ihr eindringliches Plädoyer für den Klimaschutz wurde ihr vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen die Auszeichnung „Rede des Jahres 2024“ verliehen.

Außerdem erkundigte sich Heike Heubach nach den Bedürfnissen der Studierenden. Diese wollten wiederum von Heike Heubach wissen, auf welche Strategien sie zur Stärkung der Gebärdensprache und für eine verbesserte Aufklärung setze. "Anstatt Symptome zu bekämpfen, müssen die Ursachen angegangen werden," stellte Heubach fest. Es sei ihre Vision, Gebärdensprache stärker zu verbreiten. Heubach betonte: "Wir Gehörlose können Hören nicht erlernen, aber jeder Hörende kann Gebärden lernen, das ist ein Privileg."

Die Hochschule Landshut und besonders der Studiengang Gebärdensprachdolmetschen danken Heike Heubach, Anja König und Ruth Müller für den interessanten Besuch!


Fotos: Hochschule Landshut / Elisabeth Tauscher
(Frei zur Verwendung bei Angabe der Quelle)