Professorinnen und Professoren und ihre Fachgebiete an einem unterhaltsamen, interaktiven und abwechslungsreichen Abend kennen lernen – diese Möglichkeit bot der CampusSlam - Vol. 2, der am 8. Oktober 2024 an der Hochschule Landshut stattfand. Die Veranstaltungsreihe richtet sich explizit an die Öffentlichkeit und steht dafür, dass die Hochschule Landshut ein Impulsgeber für die Region und darüber hinaus ist. Nach einer sehr erfolgreichen ersten Ausgabe im Juni 2024 ging das neue Veranstaltungsformat nun pünktlich zum Semesterstart in die zweite Runde. Diesmal stand der Abend unter dem Motto „Raum.Bau.Gestaltung“.
Als Vortragende waren Prof. Dr. Marius Otto, Prof. Dr. Florian Winter sowie Prof. Dr. Maja Jerrentrup geladen, die alle einer anderen Fakultät angehören. Sie teilten ihre sehr unterschiedlichen Perspektiven zum Rahmenthema mit den rund achtzig Zuhörenden. Zur Einführung hielt außerdem Markus Stenger, Architekt und Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes „Zur Gastgeb“ in Landshut, einen Impulsvortrag, welcher eine thematische Klammer bildete. Ein besonderer Dank gilt der Verlagsgruppe Attenkofer, die den CampusSlam erneut als Kooperationspartner unterstützte.
Antrittsvorlesungen für ein breiteres Publikum öffnen
Nach einer Begrüßung durch den Hochschulpräsidenten Prof. Dr. Fritz Pörnbacher führte Prof. Dr. Silvia Dollinger, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, in die Veranstaltung ein. Von ihr stammte die Idee für die Veranstaltungsreihe und sie erläuterte ihre Intention und die Genese des neuen Formats: „Antrittsvorlesungen, in denen sich neu berufene Professorinnen und Professoren vorstellen, haben an Hochschulen und Universitäten eine jahrhundertelange Tradition. Sie waren aber immer auch dynamisch und eine Reaktion auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen“. Zu diesem Zweck solle der CampusSlam nun Antrittsvorlesungen zu gesellschaftlich relevanten Themen für ein breites Publikum öffnen, ganz im Sinne eines Beitrags zur Third Mission, also dem Auftrag der Hochschule Landshut, sich mit Gesellschaft, Region und Wirtschaft zu verflechten.
Städte und Hauser wie geflickte Jeans behandeln
Architekt Markus Stenger stellte die Frage „Was ist Architektur?“ an den Anfang seiner Keynote. Er legte dar, dass – global gesehen – unsere Städte die Motoren des weltweiten Wachstums sind, aber auch zu den größten Treibern der globalen Erwärmung zählen. Damit sei, so Stengers These, „die Lösung für die Stadt die Lösung für die Welt“. Stenger plädierte für eine Vorstellung von Architektur, von Städten und Häusern als „alte Jeans, die schon tausendmal geflickt wurde“. Genauso eine Jeans hatte er zu seinem Vortrag mitgebracht. Der Architekt, der unter anderem für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes „Zur Gastgeb“ in Landshut bekannt ist, plädierte für eine neuen Ansatz: Statt immer wieder abzureißen und neuzubauen, sollten wir unsere Städte und Gebäude wie ein Lieblingskleidungsstück pflegen, verändern und modernisieren – und nicht zuletzt unsere eigene Fähigkeit zur Anpassung an bauliche Gegebenheiten ausnutzen.
Räume mit und für Menschen gestalten
Die Beziehung zwischen Menschen und Raum stand auch in dem ersten Slam-Beitrag des Abends von Prof. Dr. Marius Otto von der Fakultät für Soziale Arbeit im Fokus. Er lud die Zuhörenden zu Beginn ein, die Augen zu schließen und sich die Toskana vorzustellen. Antworten aus dem Publikum wie „Urlaub“, „Pinien“ und „Wein“ machten schnell deutlich, dass Räume nicht nur physisch, sondern auch im Kopf von Menschen entstehen und mit Bedeutung versehen werden. Das passiere zum Beispiel, wenn wir über sie nachdenken, sprechen oder sie auf bestimme Arten und Weisen nutzen. Ottos Kernpunkt: Wir können uns dieser sogenannten Ko-Produktion nicht entziehen. Deshalb appellierte Prof. Otto an das Publikum, sich möglichst aktiv in die Gestaltung von Räumen – beispielsweise durch städtische Bürgerbeteiligungsprozesse – einzubringen.
„Wasser den Platz geben, den es braucht“
Prof. Dr. Florian Winter, der in diesem Semester neu an die Fakultät Maschinen- und Bauwesen berufen wurde, widmete sich der Frage, wie wir unsere Städte im Hinblick auf das Wasser in Zukunft gestalten sollten. Wasser sei zwar „Leben“, aber oft auch ein Problem: Zu viel Wasser führe zu Überflutungen, zu wenig Wasser zu Dürren. Auch Wasser zum falschen Zeitpunkt könne problematisch sein, wie beispielsweise bei den Olympischen Spielen kürzlich in Paris. Hier hatte starker Regen dazu geführt, dass die Kanalisation volllief. Eine ungeklärte Mischung aus Regen- und Abwasser war daher in die Seine gelaufen, weshalb Wettkämpfe verschoben und abgesagt werden mussten. Eine mögliche Lösung, so Winter: „Dem Wasser den Platz geben, den es braucht“. Statt zunehmender Versiegelung sollte wieder mehr Verdunstung und Versickerung von Wasser ermöglicht werden – das sei der beste Hochwasserschutz.
Aufsehenerregende Live-Inszenierung zum komplexen Verhältnis von Text und Bild
Den Abschluss der Veranstaltung bildete der Slam-Beitrag von Prof. Dr. Maja Jerrentrup von der Fakultät Interdisziplinäre Studien. Die Professorin für „Neue Medien“, die gleichzeitig als Fotografin künstlerisch tätig ist, setzte sich mit dem vermeintlichen Gegensatz zwischen Bild und Text auseinander. „Am Anfang war das Wort – oder doch das Bild?“, fragte Jerrentrup rhetorisch. Sie beschrieb, wie Worte zu inneren Bildern anregen können, es aber gleichzeitig auch zahlreiche Sprichwörter über die Wirkung von Bildern gebe, zum Beispiel: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Ihr Vortrag mündete in eine aufsehenerregende Live-Inszenierung: Während Jerrentrup referierte, wurde eine Studentin, die von Kommilitoninnen und Kommilitonen über und über mit Text beschrieben worden war, von einem Stapel Bücher bedeckt. Jerrentrup lud die Zuhörenden ein, selbst zu Fotografinnen und Fotografen zu werden und von dieser Szene Aufnahmen mit ihren Handys zu machen, was großen Anklang fand.
„Tolle Mischung“ verdeutlicht Vielfalt und Interdisziplinarität der Hochschule Landshut
Die sehr unterschiedlichen und kreativen Beiträge, zwischen denen zahlreiche inhaltliche Verbindungen spürbar waren, demonstrierten eindrucksvoll die vielfältigen Perspektiven, die an der Hochschule Landshut vertreten sind, und das Potenzial für interdisziplinäres Arbeiten, das sich daraus ergibt. „Es war eine unglaublich tolle Mischung“, kommentierte ein Zuhörer begeistert. Auch die Vortragenden äußerten sich überrascht und erfreut über die Bandbreite der vorgestellten Ansätze: „Es hat mir gezeigt, dass wir nicht nur technische Regeln, sondern auch Kreativität brauchen“, resümierte Prof. Dr. Florian Winter. Vizepräsidentin Prof. Dr. Silvia Dollinger betonte, dass der Abend keinesfalls enden sollte, ohne dass auch die Studierenden ihre Perspektive einbringen und mit „ihren“ Professorinnen und Professoren in den Dialog treten. Passend dazu wünschte sich Julius Larasser, der als Mitglied der Studierendenvertretung (STUV) gemeinsam mit Prof. Dr. Dollinger die abschließende Paneldiskussion moderierte, dass die Vortragenden ein gemeinsames Projekt anstoßen, dass den Studierenden ermöglicht, „interdisziplinär und zusammen mit der Stadt in Landshut etwas anzupacken“.
Fotos: Hochschule Landshut / Magdalena Hetz
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