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Dialog auf dem blauen Sofa zu Elterntaxis

Was haben Elterntaxis mit Ökologie, Mobilität, Pädagogik und Kinderrechten zu tun?

Eine spannende Diskussionsrunde gab es diesmal im Rahmen der Veranstaltung „Dialog auf dem blauen Sofa“, zu der die Fakultät Soziale Arbeit der Hochschule Landshut eingeladen hatte. Es ging um die verschiedenen Perspektiven, die man auf „Elterntaxis“ haben kann. Auf dem Sofa diskutierten miteinander: die Studentin und Mutter Johanna Ackermann, Larissa Gerstenberger vom Mobilitätsmanagement der Stadt Landshut, Sabrina Kasper, die im Rahmen des Projekts „Kinderfreundliche Kommune Landshut“ arbeitet, Prof. Dr. Marius Otto, der eine Professur für Sozialraumorientierte Soziale Arbeit innehat sowie Verena Putzo-Kistner vom Verkehrs Club Deutschland, die auch gleichzeitig den Impuls für die Veranstaltung gegeben hatte.  Prof. Dr. Mechthild Wolff, Professorin für erziehungswissenschaftliche Aspekte Sozialer Arbeit, vertrat die pädagogische Sicht und moderierte zugleich.

Diskussionspunkt auf dem blauen Sofa waren die sogenannten Elterntaxis. Der Begriff steht für das Phänomen des zunehmenden Straßenverkehrs vor allem zum morgentlichen Schulbeginn, da viele Eltern ihre Kinder mit dem PKW zur Schule fahren. Vielerorts entsteht ein Verkehrschaos vor den Schulen und die Sicherheit, die die Eltern eigentlich bezwecken, wird mitunter zum neuen Risiko für die Kinder. Wie die Diskussion ergab, haben alle beteiligten Parteien vermeintlich gute Gründe: für berufstätige Eltern ist es mitunter die Zeiteffizienz, es ist die Sorge um die Sicherheit der Kinder, all das kann schnell zu einer unhinterfragten Alltagsroutine werden.   

Andererseits haben die Kinder ein Recht auf Entwicklung und auf die Pfade in ihrer Stadt. Zudem wurde deutlich, dass der Schulweg auch vielfältige Potentiale für Kinder bergen kann: durch eine selbstständige Mobilität lernen sie sich im Straßenverkehr zurechtzufinden, stärken ihren Orientierungssinn und ihr Selbstvertrauen, sie eignen sich Räume an, sind konzentrierter und lernbereiter. Die Diskussion zeigte die Vielschichtigkeit des Themas, das mit Ökologie, Aneignung öffentlichen Raums, Mobilität, Pädagogik, sozialer Ungleichheit und Kinderrechten in Verbindung gesetzt werden kann und muss.

Auch vor dem Hintergrund der vorgebrachten ökologischen und verkehrsbezogenen Argumente ist die Schaffung von Alternativen auf dem Schulweg wichtig, so die einhellige Meinung auf dem Sofa und unter den interessierten Zuhörer*innen. Es bedarf einer Schulwegplanung, die gemeinsam mit den Kindern und Eltern geleistet werden muss. Vielerorts wird dies bereits schon umgesetzt, in Landshut wird damit begonnen. Probleme zeigen sich jedoch in der Umsetzung: Nicht überall sind Distanzen „laufbar“ und insbesondere in dünn besiedelten Gebieten ist der ÖPNV häufig keine zufriedenstellende Alternative. Bei der Frage nach Rahmenbedingungen, welche gegeben sein müssen, damit Kinder Wege eigenständig nutzen und Räume sicher erschließen können, zeigten sich die planerischen Herausforderungen. Neben politischem Willen, ÖPNV-Ausbau und Projektansätzen zur Förderung sicherer Schulwege, ist auch der kleinräumige Ansatz auf Quartiers- oder der Ebene des Schulumfeldes wichtig.

Einig war man sich am Ende, dass kleinteilige Schulwegepläne erstellt werden sollten, die auch gleichzeitig Unsicherheitsaspekte, wie z.B. fehlende Querungshilfen an Straßen, behandeln. Damit können Grundlagen für sichere Kinderpfade gebildet werden, die letztlich allen Menschen vor Ort zugutekommen können.

Abschließend wurde in der Diskussion festgestellt, dass die Soziale Arbeit hier viel beitragen könnte: in der Schulsozialarbeit, aber auch durch studentische Projekte mit der Stadt.     

Beitrag im Regionalfernsehen am 28.06.2024

https://landshut.niederbayerntv.de/
(Minute 9 bis Minute 13)

Gruppe sieht der Diskussion zu
Fernsehteam filmt ein Interview