Sprachkenntnisse verbessern, von erfahrenen Fachleuten lernen und neue Perspektiven gewinnen – ein Praktikum im Ausland bietet Studierenden viele Vorteile. Diese Erfahrung machte auch Julia Emily Bachmeier. Sie studiert derzeit Physician Assistant an der Fakultät Interdisziplinäre Studien der Hochschule Landshut. Während der vorlesungsfreien Zeit des Wintersemesters 2024/25 absolvierte sie ein sechswöchiges Praktikum in den Vereinigten Staaten und zeigt sich nach ihrer Rückkehr begeistert: „Ich hatte einerseits die Möglichkeit, wertvolle, medizinische Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig in die amerikanische Kultur einzutauchen.“
Drei verschiedene Städte
Da das Praktikum in drei verschiedenen Städten stattfand (Milwaukee, Chicago und New York), erhielt Bachmeier zahlreiche Einblicke in die medizinische Praxis sowie in das tägliche Leben in den USA. So arbeitete die Landshuter Studentin in Milwaukee in einem großen Krankenhaussystem, das mehrere Krankenhäuser unterschiedlicher Größe betreibt. „Dabei konnte ich die Arbeitsweise verschiedener Notaufnahmen beobachten und vergleichen“, erzählt Bachmeier. „Ich hatte die Möglichkeit, sowohl Ärzte als auch Physician Assistants (PAs) in der Notaufnahme zu begleiten, wo ich eine breite Palette von Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten kennenlernte. Außerdem gewann ich ein tieferes Verständnis für die Struktur des amerikanischen Gesundheitssystems, einschließlich der Rollen und Verantwortlichkeiten der verschiedenen medizinischen Fachkräfte.“
Zusammenleben mit einer amerikanischen Arztfamilie
Ein Glücksfall für die Studentin war zudem, dass sie in Milwaukee bei einer Arztfamilie wohnte, die sie bereits vor ihrer Reise kennengelernt hatte. Das Ehepaar – eine Physician Assistant und ein Apotheker – ermöglichten Bachmeier eine einzigartige Perspektive sowohl auf die klinische Praxis als auch auf die pharmazeutischen Aspekte der Patientenversorgung. Zudem hatte die Studentin die Möglichkeit, die Kollegen der Familie kennenzulernen und dadurch verschiedene Fachrichtungen zu beobachten und von unterschiedlichen Fachleuten im Gesundheitswesen zu lernen.
Zusammenarbeit mit unterschiedlichen medizinischen Fachkräften
Darüber hinaus wurde Bachmeier herzlich in einer Gruppe von medizinischen Fachkräften aufgenommen, darunter Ärzte, Physician Assistants, Krankenschwestern, Techniker und Sanitäter. „Dadurch gewann ich Einblicke in die verschiedenen Rollen innerhalb des Gesundheitssystems und sah, wie interdisziplinäre Teams in der Notaufnahme und der stationären Versorgung zusammenarbeiten. Ich konnte mir ein Bild von den täglichen Abläufen im Krankenhaus machen, darunter Notfälle, Visiten, Operationen, postoperative Behandlungen sowie das Management von Patienten mit komplexen Multiorganproblemen.“
Arbeit auf Intensivstation
Nach ihrem Aufenthalt in Milwaukee ging es für Bachmeier weiter nach Chicago und schließlich nach New York, wo sie das Praktikum auf einer kardiothorakalen Intensivstation fortsetzte. Hier arbeitete sie eng mit Physician Assistants zusammen und erhielt Einblicke in die postoperative Versorgung bei komplexen Herz- und Lungenoperationen sowie in das Management von Beatmungsgeräten und die Protokolle der Intensivpflege. „Es war faszinierend zu sehen, wie ein multidisziplinäres Team in einer so hochintensiven Umgebung arbeitet.“
Treffen mit Organisation „Flying for Live“
Besonders aufregend war für die Studentin das Treffen mit einem Team von Flying for Life, einer Organisation, die medizinische Transporte und Notfallversorgung in abgelegenen Gebieten organisiert. „Für mich war es wirklich inspirierend, etwas über ihre Arbeit und ihr Engagement zu erfahren, denn es machte deutlich, wie wichtig der Zugang zu medizinischer Versorgung ist und vor welchen Herausforderungen Gesundheitsdienstleister in unterversorgten Regionen stehen“, so Bachmeier.
Integration von PAs im amerikanischen Gesundheitssystem
Beeindruckt war die PA-Studentin zudem davon, wie gut Physician Assistants in das amerikanische Gesundheitssystem integriert sind: „In den USA ist die gesamte Bevölkerung mit diesem Beruf vertraut, und die Physician Assistants sind hoch angesehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Patientenversorgung und übernehmen Arbeiten oft selbständig, aber auch eng mit Ärzten zusammen.“ Dieses Maß an Anerkennung und Verantwortung wäre für die PAs auch in Deutschland von großem Nutzen. Bachmeier ist sich nun jedenfalls sicher: „Zu sehen, wie wichtig und etabliert die Rolle von PAs in den USA ist, hat mich in meinem Glauben an die Bedeutung des Berufs bestärkt. Es hat mich auch motiviert, mein Bestes zu tun, um ein ähnliches Niveau an Fachwissen zu erreichen und zur Entwicklung und Anerkennung der PAs in Deutschland beizutragen.“
Positives Fazit: Bereicherung in jeder Hinsicht
Für Bachmeier steht abschließend fest, dass die Auslandserfahrung in jeder Hinsicht bereichernd für sie war. So konnte sie einerseits ihr medizinisches Wissen vertiefen und andererseits aus erster Hand erfahren, wie die Gesundheitsversorgung in einem anderen System praktiziert wird. Um diese Erfahrung machen zu können, waren allerdings sehr viel Eigeninitiative, Organisationen im Vorfeld sowie finanzielle Unterstützung notwendig: „Ich bin wirklich dankbar für die tollen Menschen, die ich auf diesem Weg getroffen habe. Ohne die große Hilfsbereitschaft der vielen einzelnen Personen wäre dieses Praktikum nicht möglich gewesen.“
Viel Eigeninitiative und Unterstützung erforderlich
Prof. Dr. Aida Anetsberger, Studiengangsleitung Physician Assistant ist stolz auf das Durchhaltevermögen der Studentin: „Ich freue mich, dass Frau Bachmeier das durchgezogen hat und ermutige unsere Studierenden immer wieder zu einem solchen Schritt. Ein Auslandspraktikum verlangt zwar sehr viel Eigeninitiative und Engagement, ist aber letztendlich eine unglaubliche Bereicherung.“ Prof. Dr. Mine Sargut, Praxisbeauftragte im Studiengang Physician Assistant, betont, wie wichtig es ist, frühzeitig über Möglichkeiten im In- und Ausland informiert zu sein: „Wir bieten regelmäßig Informationsveranstaltungen rund um das Thema Praktika an – sowohl zur Organisation im Inland als auch zu internationalen Einsätzen. Dabei geht es nicht nur um formale Fragen, sondern auch um persönliche Erfahrungsberichte wie den von Frau Bachmeier, die für viele Studierende eine wertvolle Orientierung bieten. Ich freue mich, wenn sich daraus neue Impulse und Perspektiven für künftige Praxisphasen ergeben. Gemeinsam mit dem International Office bauen wir derzeit ein Netzwerk von Partnerhochschulen im Ausland auf und sondieren mögliche Kooperationen, um unseren Studierenden künftig noch gezielter Studienerfahrungen über Landesgrenzen hinweg zu ermöglichen.“
Fotos: Julia Emily Bachmeier
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