Vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer: Die Donau zählt zu den ältesten europäischen Handelsrouten und verbindet als zweitlängster Fluss Europas zehn Länder miteinander. Diese Rolle kommt ihr auch im neuen Forschungsprojekt DanuP-2-Gas zu, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Energiewende im gesamten Donauraum voranzubringen. Unter der Leitung des Technologiezentrums Energie (TZE) an der Hochschule Landshut entwickeln Forscherinnen und Forscher aus 14 Partnerunternehmen und -institutionen ein umfassendes Konzept, das alle zehn Länder entlang der Donau umfasst und zu einer einheitlichen Erzeugungs- und Speicherstrategie für erneuerbare Energien in der Region führen soll. Ihre Idee: Die Kopplung des Strom- und Gassektors voranzutreiben, derzeit ungenutzte Energiequellen einzubeziehen und durch Erzeugung von erneuerbarem Erdgas (Renewable Natural Gas – RNG) eine effektive Alternativen zu fossilen Energieträgern (insbesondere zu fossilem Erdgas) zu entwickeln. Das ambitionierte Projekt wird vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie von Instrument for Pre-Accession Assistence (IPA) gefördert. Die gesamte Projektsumme liegt bei über 2,5 Millionen Euro.
Einmaliges Konzept
„Obwohl der Donauraum ein enormes Potenzial für die nachhaltige Erzeugung und Speicherung erneuerbarer Energien birgt, sind der Anteil und die Effizienz dieser regenerativen Energien hier bisher gering“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Raimund Brotsack vom TZE, „das macht die Region abhängig von Energieimporten.“ Hier setzt das neue Forschungsprojekt an. Das Konzept der Forschenden ist, die Energie aus Biomasse und erneuerbare Energiequellen – wie beispielsweise Sonnen- und Windenergie – langfristig in Form von erneuerbarem Erdgas zu speichern. „Das ist bisher einmalig“, so Brotsack. Konkret heißt das: Ungenutzte organische Reststoffe wie Holz werden zu Biomasse verarbeitet, über den Transportweg Donau an zentrale Knotenpunkte gebracht und dort unter Einbeziehung von erneuerbarer Energie aus Wind und Sonnenlicht zu RNG in Erdgasqualität umgewandelt. Das so erzeugte RNG kann über das vorhandene Erdgasnetz europaweit verteilt und genutzt werden. Damit verringert sich der Einsatz kohlenstoffhaltiger Energieträger. Die Folgen: Es gelangt weniger Treibhausgas CO2 in die Atmosphäre und die Region ist weniger abhängig von fossilen Erdgasimporten.
Technologie direkt nutzbar
Die in RNG gespeicherte Energie kann dann in den verschiedenen Sektoren Wärme, Strom und Transport genutzt werden, ohne dass bereits vorhandene Anlagen technisch umgerüstet werden müssen. Dr. Tim Bieringer, Mitarbeiter am TZE, erläutert: „Ein bestehendes Gas- oder Dampfkraftwerk, das Wärme und Strom aus Erdgas produziert, kann genauso mit RNG betrieben werden wie mit fossilem Erdgas.“ Zu diesem Zweck bewerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Biomasse-Potenzial und die vorhandene Infrastruktur in der Donauregion und veröffentlichen die aufbereiteten Daten in einem „Renewable Energy Atlas“, der allen interessierten Stakeholdern zugänglich ist. „Dass diese Technologie unmittelbar genutzt werden kann, macht das Projekt sowohl für Investoren als auch für Verbraucherinnen und Verbraucher interessant“, ergänzt der Projektleiter, „denn sie sichert uns eine stabile Energieversorgung mit klimafreundlichem Erdgas.“
Plattform für Interessensgruppen
Als zentrale Grundlage für das Forschungsprojekt dient die Donau-Energieplattform, die während des Projekts ENERGY BARGE entwickelt wurde. Dieses Kooperationsnetzwerk bringt Energieagenturen, Wirtschaftsakteure, Behörden und Forschungseinrichtungen zusammen, bezieht sie in die Prozesse mit ein und ermöglicht ihnen, sich auszutauschen sowie ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Ebenfalls Aufgabe des Forschungsprojekts ist es, die politische und rechtliche Lage der zehn Länder zu untersuchen. Dazu kooperieren die Projektpartner mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Entwicklung, um eine langfristige Strategie für den gesamten Donauraum zu erarbeiten, von der alle Länder profitieren.
Nützliche Instrumente zur Umsetzung
Um die wirtschaftliche Machbarkeit der Konzepte zu unterstreichen, entwickeln die Forscherinnen und Forscher schließlich zwei Tools. Sie ermöglichen den Ländern, potenzielle Standorte für sogenannte „Sector Coupling Hubs“ zu identifizieren. Dabei zeigt ein Optimierungstool die spezifischen Voraussetzungen eines jeden Standorts auf und empfiehlt dafür geeignete Anlagen und Betriebsweisen. „Damit sparen sich zukünftige Investoren die anfängliche Analyse“, erklärt Brotsack, „und die Stakeholder können am Ende selbst Folgeprojekte zur tatsächlichen Erbauung von Anlagen entwickeln.“
Über das Projekt:
Projektname: | DanuP-2-Gas: Innovatives Modell zur Förderung der Energiesicherheit und -vielfalt im Donauraum durch Kombination von Bioenergie mit überschüssiger erneuerbarer Energie |
Laufzeit: | 07/2020 - 12/2022 |
Projektpartner:
Assoziierte Partner: | Technologiezentrum Energie, Hochschule Landshut, Deutschland Regierung von Niederbayern, Deutschland |
Projektleitung: | Prof. Dr. Raimund Brotsack, Technologiezentrum Energie (TZE) |
Mitarbeiter Hochschule Landshut: | Dr. Tim Bieringer / Robert Hahn / Astrid Heindel |
Programm: | Danube Transnational Programme, Interreg B |
Gesamtprojektsumme: | 2.553.727 Euro |
Finanzierung: | Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE): 2,109,336.02 Euro Instrument for Pre-Accession Assistence (IPA): 61,332 Euro. |
Foto: Dominik Wenzke/TZE
Screenshot: Astrid Heindel/TZE
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