Am 26. November 2024 demonstrierten mehrere Hundert Studierende, Dozierende und Mitarbeitende der Hochschule Landshut „gegen Machtmissbrauch - für einen sicheren Campus“ auf dem Gelände der Hochschule. Die Kundgebung wurde von Paula Franke und Vanessa Geiger, beide Studierende des Studiengangs Neuen Medien und Interkulturelle Kommunikation, mit Unterstützung der Studierendenvertretung (STUV) organisiert. Ebenso wurde die Demonstration von der Hochschulleitung unterstützt: Zu Beginn sprach Hochschulpräsident Prof. Dr. Fritz Pörnbacher ein Grußwort.
Hintergrund der Demonstration waren am 16. November 2024 von der Landshuter Zeitung öffentlich gemachte Vorwürfe gegen ein Hochschulmitglied. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Hochschule Landshut wird demnach von einem Professor der Hochschule seit zwei Jahren in sozialen Medien – unter Nutzung von Fakeprofilen – mit sexualisierten Beleidigungen und Beschimpfungen überzogen. Angesichts dieser Vorwürfe war es das Anliegen von Studierenden, Dozierenden und Mitarbeitenden, sich gemeinsam gegen Gewalt, Übergriffe und Grenzüberschreitungen und für Toleranz, Gewaltfreiheit und ein respektvolles Miteinander zu positionieren.
„Tiefempfundenes Mitgefühl“ für die Betroffene und ihre Angehörigen
„Kaum jemand wird sich vorstellen können, was unsere ehemalige Kollegin über Jahre hinweg erdulden und ertragen musste“. Hochschulpräsident Prof. Dr. Fritz Pörnbacher sprach zunächst der Betroffenen und ihren Angehörigen sein „tiefempfundenes Mitgefühl“ aus. Die Hochschule Landshut solle ein Ort sein, an dem sich alle Hochschulangehörigen frei entfalten können. Für mangelnden Respekt für Menschen, Angriffe auf ihre Würde oder Hatespeech sei kein Platz. Die Hochschule Landshut „steht an Ihrer Seite, sollten Sie Opfer von Vorfällen werden oder Grenzüberschreitungen beobachten“, betonte Prof. Dr. Fritz Pörnbacher. Zu disziplinarrechtlichen Verfahren dürfe er sich aus rechtlichen Gründen aber nicht äußern.
Verurteilte "mit allen Mitteln des Rechtsstaats zur Verantwortung ziehen"
Im Anschluss ermutigte die hochschulweite Beauftragte für Schutz vor Diskriminierung und (sexualisierter) Gewalt, Prof. Dr. Sara Siakala, Betroffene dazu, nicht zu schweigen. Siakalas erste Amtshandlung sei es gewesen, ein digitales Meldesystem einzuführen, mit dem Hochschulangehörige Vorfälle jederzeit und von überall aus unkompliziert melden könnten. Siakala warnte aber auch vor Vorverurteilungen: Wenn einer Person eine strafbare Handlung vorgeworfen wird, habe sie das Recht als unschuldig zu gelten, solange ihre Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen sei. Bis eine tatverdächtige Person gerichtlich verurteilt sei, müsse insofern die Unschuldsvermutung gelten. Sobald die Schuld nachgewiesen ist, seien Täterinnen und Täter „mit allen Mitteln des Rechtstaats zur Verantwortung zu ziehen“.
Auch der katholische Hochschulseelsorger Phillip Pfeilstetter richtete das Wort an die Demonstrierenden und appellierte an Grundwerte wie Vertrauenswürdigkeit, Ehrlichkeit, Respekt und Gleichstellung, die selbstverständlich gegeben sein müssten, damit die Studierenden an der Hochschule wachsen könnten.
Studierende und Studierendenvertretung fordern weitergehende Konsequenzen
Für die Studierenden sprach zunächst Jasmin Wetzel, Studentin der Sozialen Arbeit. Sie hob hervor, dass wir in einer Zeit leben, in der Frauen mehr anstatt weniger bedroht würden. Erst am Vortag habe der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen daran erinnert. Ähnlich äußerte sich Allegra Berliner, welche an der Hochschule Landshut Neue Medien und Interkulturelle Kommunikation studiert. Sie fragte: „Wie kann es sein, dass es im Jahr 2024 immer noch so viel sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen gibt?“.
Beide Studentinnen forderten ebenso wie Tjorven Bub, die als Studentische Vertretung im Senat der Hochschule Landshut das Wort an die Demonstrierenden richtete, weitergehende Konsequenzen. „Täterinnen und Täter dürfen sich hier nicht willkommen fühlen“, sagte Jasmin Wetzel und forderte von der Bayerischen Staatsregierung, Hochschulleitungen mehr Handlungsmöglichkeiten zu geben, um diese zur Verantwortung zu ziehen. Der Täter müsse unverzüglich seine Ämter in der Hochschulverwaltung niederlegen. Tjorven Bub forderte zudem, dass die Leitlinien der Hochschule überarbeitet werden müssten und dass es ein neues Schutzkonzept geben solle, das allen Hochschulangehörigen bekannt sein müsse.
Hochschule Landshut hält auch in schwierigen Zeiten zusammen
Zum Abschluss der Kundgebung sprachen die Organisatorinnen der Demonstration, Paula Franke und Vanessa Geiger, beide Studierende der Neuen Medien und Interkulturelle Kommunikation. Sie dankten allen, die ihnen geholfen hätten, „diese kleine, große Demo“ zu realisieren und betonten, dass die Hochschulleitung das Vorhaben von Anfang an unterstützt habe. Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Fritz Pörnbacher hatte den beiden sowie der Studierendenvertretung sehr für ihr Engagement gedankt: Eine so „vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Hochschulleitung ist nicht selbstverständlich“.
Statt gegeneinander demonstrierten Studierende, Dozierende und Mitarbeitende der Hochschule Landshut miteinander gegen Machtmissbrauch, Hass und sexualisierte Gewalt und für einen respektvollen, sicheren Campus für alle. „Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen, dass wir hier sind, hierbleiben und für alle kämpfen“, erklärte Allegra Berliner. Auch in schwierigen Zeiten hält die Hochschule Landshut zusammen.
Fotos: Hochschule Landshut / Magdalena Hetz
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