Wenn Radfahrer oder Inline-Skater im Dunklen unterwegs sind, ist es für sie nicht ungefährlich. Denn selbst wenn sie ein Fahrradlicht angebracht haben, können andere Verkehrsteilnehmer nur schwer erkennen, ob sie Handzeichen beim Abbiegen geben oder abbremsen. Das möchte Prof. Dr. Artem Ivanov im Rahmen des Projekts „Smart Foil Display“ ändern. Gemeinsam mit Studierenden entwickelte der Professor vom Forschungsschwerpunkt Elektronik und Systemintegration letztes Jahr ein Display, das Fahrradfahrer als Blinker oder Bremslicht nutzen können. Nach der Entwicklungsphase starten nun die Feldtests in realer Umgebung. Denn das Team will wissen, wie die Technik im alltäglichen Einsatz funktioniert. Dazu ließ Ivanov 12 Jacken anfertigen, an denen das Display angebracht ist. Freiwillige Testpersonen prüfen nun ein Jahr lang, wie sich die neue Technik im Alltag bewährt, ob es Probleme gibt und ob Faktoren wie beispielsweise die Temperatur Einfluss auf die Funktionsfähigkeit haben. Dazu führen die Probanden detaillierte Protokolle, die sie in regelmäßigen Abständen an den Projektleiter schicken.
Steuerung über Lenker oder Smartphone
„Das Prinzip der neuen Blinker-Technik ist ganz einfach“, erklärt Ivanov, „der Radfahrer kann das Elektrolumineszenz-Display (ELD) entweder über eine Elektronik im Fahrradlenker ansteuern, das via Bluetooth verbunden ist. Oder er nutzt sein Smartphone, das er am Lenker befestigt.“ Dazu gibt es eine spezielle App mit drei Schaltflächen: Links, rechts und bremsen. Am Display erscheint dann je nach Kommando ein Pfeil in der Richtung, in die der Radfahrer abbiegen will, oder der Schriftzug „BRAKE“. Zusätzlich können App-Nutzer einen beliebigen Text ihrer Wahl einblenden.
Kostengünstige Herstellung
Das Display selbst besteht aus einer biegsamen Trägerfolie, auf die Gerhard Sattelberger, Labormeister an der Hochschule Landshut, im Siebdruckverfahren elektrisch leitende und isolierende Schichten druckt. Eine elektronische Schaltung sorgt dafür, dass die Schriften und Pfeile auf den Folien leuchten. „Die Herstellung dieser Technik ist nicht teuer, so dass sie für jeden erschwinglich sein kann“, betont Ivanov, „sogar bei kleinen Stückzahlen liegen die Kosten bei unter zehn Euro pro Display.“ Diese Displays werden dann mittels Druckknöpfe auf den Jacken angebracht – vorne und hinten. Sie können aber auch für Taschen oder Rucksäcke verwendet werden.
Landshut als Vorreiter – Produzenten gesucht
Die Hochschule Landshut nimmt bei diesem Thema eine absolute Vorreiterrolle ein. „Soweit ich weiß, sind wir die Ersten und bisher auch die Einzigen, die eine solche Matrix realisieren können“, so Ivanov. Ihm sei jedoch nicht wichtig, daran etwas zu verdienen. „Ich wünsche mir, dass sich ein Unternehmen traut, diese Idee umzusetzen“, erklärt der Forscher, „denn ich glaube, dass diese Technik die Sicherheit für Radfahrer erhöht.“ Aufgrund der geringen Herstellungskosten seien die finanziellen Risiken überschaubar – selbst für Start-Ups. Bis es soweit ist, wartet der Professor jedoch erst einmal die Ergebnisse der Testphase ab. „Dann sehen wir, wo wir noch nachbessern müssen – und ob sich ein Unternehmen findet, dass damit in Serie gehen will.“