Professionelle Online-Beratung kann Menschen mit Essstörungen und ihren Angehörigen den Zugang zu Hilfe erleichtern. Doch was macht eine qualitativ hochwertige digitale Beratung bei Essstörungen aus?
Mit dieser Frage beschäftigte sich das Forschungsprojekt DigiBEssst, bei dem die Hochschule Landshut und ihr Forschungsinstitut Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung (IKON) eng mit dem Bundesfachverband Essstörungen e. V. (BFE) zusammenarbeiteten. Die Ergebnisse des Projekts veröffentlichte nun die Klinische Sozialarbeiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Landshut Anna Hofer gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in einer renommierten internationalen Fachzeitschrift.
Merkmale guter Online-Beratung bei Essstörungen identifiziert
Mit einem Online-Fragebogen und vertiefenden Interviews ermittelte das Projektteam von DigiBEssst zentrale Qualitätskriterien für die digitale Beratung von Menschen mit Essstörungen und ihre Angehörigen – ein wichtiger Schritt zur Etablierung von Standards in diesem Bereich.
Was also braucht es für eine gute Online-Beratung bei Essstörungen? Zunächst ein einladendes „Eingangstor“, also eine attraktive Website, die gut informiert, unkompliziert zur Online-Beratung leitet und barrierearm zugänglich ist. Beratende brauchen eine fachliche Qualifikation für Essstörungen und auch spezifisch für Online-Beratung. So können sie professionelle Arbeitsbeziehungen online gut gestalten, in der E-Mail-Beratung auch „zwischen den Zeilen“ lesen oder in Krisensituationen kompetent reagieren. Schließlich braucht es technische und auch finanzielle Ressourcen: In Deutschland wird niederschwellige Online-Beratung nur von einem Teil der Beratungseinrichtungen angeboten – nicht zuletzt aufgrund fehlender Finanzierung. Die im Rahmen des Projekts entwickelten Leitlinien geben dazu differenzierte und ausführliche Hinweise.
Anschlussprojekt entwickelt idealtypisches Konzept für digitale Erstberatung
Forschung zu Online-Beratung bei Essstörungen ist bislang rar. Anna Hofer promoviert zu diesem Thema an der Hochschule Landshut (Betreuung: Prof. Dr. Eva Wunderer und Prof. Dr. Bettina Kühbeck) und der Technischen Universität Dresden (Betreuung: Prof. Dr. Stefan Ehrlich). Außerdem leitet sie aktuell zusammen mit Prof. Dr. Eva Wunderer ein weiteres Forschungsprojekt in diesem Bereich („DigiEss“), in dem ein idealtypisches Konzept zur bundesweiten digitalen Erstberatung bei Essstörungen entwickelt wird.
Die aktuelle Publikation ist frei zugänglich: http://doi.org/10.1002/erv.3164
Die im Projekt erarbeiteten Leitlinien für die Online-Beratung sind bereits seit einem Jahr ebenfalls online verfügbar und stoßen in der Praxis auf sehr positive Resonanz: https://doi.org/10.57688/388
Kontakt: digitaleberatung@haw-landshut.de
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