Im Mai war ich für zwei Tage in Helsinki an der Humak-Universität, einer Kooperationshochschule der HAW Landshut, zu Gast. Gemeinsam mit meinem Kollegen Peter Craxton war ich dort zu einer Veranstaltung eingeladen. Herr Craxton ist Projektmitarbeiter im Forschungsprojekt „Digitale Unterstützung der beruflichen Eingliederung gehörloser Menschen“ und beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit dem Thema Gebärdenschrift. Ich habe in diesem Bereich bereits eine langjährige, einschlägige Erfahrung und war deshalb ebenfalls auf die Veranstaltung geladen.
Wir haben im Rahmen der „International Days of Linguistic Accessibility“ (kurz: IDLA) einen Vortrag zu unseren Projektaktivitäten gehalten. Die Konferenz entspricht thematisch unserem Projekt, das darauf abzielt, durch Gebärdensprache und Gebärdenschrift Zugänge für taube Menschen am Arbeitsplatz zu schaffen. In unserem Vortrag erläuterten wir die Projektziele bezüglich der Situation tauber Menschen am Arbeitsplatz und wie die GebärdenSchrift zu einer Verbesserung der jetzigen Lage führen kann. Zum einen können taube Menschen am Arbeitsplatz von der Möglichkeit der Gebärdensuche und von einem Fachgebärdenlexikon, das auf ihren Arbeitsbereich abgestimmt ist, profitieren. Zum anderen kann Gebärdenschrift auch bei der Nutzung kontrastiver Grammatik unterstützen. Diese Themenbereiche beleuchtete unser Vortrag bei der IDLA-Konferenz. In einem anschließenden Workshop gab ich eine Einführung in die Nutzung der GebärdenSchrift und deren unterschiedliche Handformen und Parameter. Die Teilenehmenden zeigten großes Interesse daran, die GebärdenSchrift kennenzulernen. Im Anschluss zeigten Peter Craxton und ich den Teilnehmenden anhand der Gebärdensuche verschiedene Fachbegriffe, die aus einer Kooperationspartnerschaft mit Airbus hervorgegangen sind. Für uns war es insgesamt eine sehr interessante Erfahrung.
Noch vor Beginn des Kongresses bot ich im Rahmen eines Erasmus-Projektes für finnische Studierende im Fach Gebärdensprachdolmetschen ein Seminar an. Ich beherrsche weder Finnisch noch die Finnische Gebärdensprache und nutzte daher International Sign. Eine offizielle Internationale Gebärdensprach gibt es nicht, aber durch Sprachkontakte, Elemente verschiedener Gebärdensprachen und dem Versuch, sich möglichst ikonisch und visuell auszudrücken, können sprachliche Konventionen entstehen. Durch diese Kalibrierung mit der Sprachverwendung des Gegenübers wird ein Austausch möglich und der Inhalt war für die Studierenden vollständig zugänglich.
In Helsinki traf ich auch einen Studierenden aus dem Fach Gebärdensprachdolmetschen der Hochschule Landshut, der sich aktuell im Rahmen eines Auslandssemesters an der Humak-Universität aufhält. Auch er beherrscht die Finnische Laut- und Schriftsprache nicht, aber er machte im Laufe seines Auslandssemesters beeindruckende Fortschritte in der Finnischen Gebärdensprache. Für ihn war das Auslandssemester ein voller Erfolg und ein Aufenthalt, der sich definitiv gelohnt hat. Durch meinen Besuch an der Humak Universität und den Austausch mit dem dortigen Kollegium konnte ich interessante Einsichten und Erfahrungen gewinnen, die ich mit zurück nach Landshut nehme.
Auf der IDLA-Konferenz nutzte eine Referentin folgendes Zitat von Nelson Mandela, dass ich besonders schön und eindrücklich fand: „If you talk to a man in a language he understands, that goes to his head. If you talk to him in his language, that goes to his heart.”. In Bezug auf Gebärdensprache ist dieses Zitat sehr passend und ich nehme es als schöne Erinnerung mit.