Mit Drucker und Kopierer kann Marcel Schmidt nichts anfangen: „Ich habe mir das Ziel gesetzt, ein papierloses Studium zu führen. Das gelingt bisher ganz gut.“ Er studiert im 3. Semester Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Landshut. Seine Kommilitonen arbeiten in den Vorlesungen mit Laptop oder Block und Stift, die Vorlieben sind unterschiedlich. „Ich schreibe im Unterricht auf meinem Surface mit“, sagt Melanie Wanzke, Elektro- und Informationstechnikstudentin. Wenn sie aber für die Prüfungen lernt, schreibt sie lieber auf Papier.
Wie sieht ein Studium aus, das auf digitale Allrounder und klassische Bibliothekslerner gleichermaßen eingeht? Blended Learning heißt das Stichwort: „Es geht darum, klassische Präsenzlehre wie Vorlesungen und Seminare mit interaktiven online-Angeboten zu verknüpfen“, erklärt Prof. Dr. Petra Tippmann-Krayer, Vizepräsidentin Lehre und Studium an der Hochschule Landshut. „Unsere Lehre muss spannend sein und die Studierenden fesseln, darf dabei aber nicht inhaltlich abflachen.“ Wie die Lehre der Zukunft aussehen soll, diskutierten am 6. Dezember alle Dozierenden der Hochschule Landshut am „Tag der Lehre“.
Gehirn gewöhnt sich an Infotsunami
Die technischen Voraussetzungen für digitale Lehre sind da, beispielsweise in Form der Online-Lernplattform Moodle. Dort können Dozenten etwa Skripte oder Aufgaben bereitstellen. „Aber auch Tests sind möglich, mit denen die Studierenden selbst überprüfen können, ob sie die Inhalte der Vorlesung verstanden haben“, erklärt Dorothee Huth, die die Plattform betreut. Die Dozierenden stellten auf dem Tag der Lehre auch andere Ansätze vor, so beispielsweise die Fakultät Elektrotechnik/Wirtschaftsingenieurwesen: Im Fach Software Engineering setzen sich die Studierenden auch mit Informatik auseinander. Doch eine Programmiersprache im Frontalunterricht zu lernen, ist schwierig. Die Dozenten haben daher ein Online-Quiz entwickelt, das Details und Fallstricke der Sprache abfragt. Das soll den Studierenden helfen, die eigenen Lernfortschritte zu kontrollieren. Die Erfahrungen werden in einem Best Practice Pool gesammelt, und die Lehrenden können das Konzept weiterentwickeln – auch von anderen bayerischen Hochschulen.
Die sogenannten Generationen Y und Z, also die Jahrgänge nach 1980, sind täglich mit unterschiedlichsten Medien konfrontiert. Sie zappen mit schnellen Fingern auf Smartphone und Tablet zwischen WhatsApp, Instagram oder Nachrichtenseiten. „Ihr Gehirn hat sich daran gewöhnt, mit diesem Infotsunami umzugehen“, sagte Dr. Thomas Schutz. Der Lerntherapeut der Hochschule München stellte in seinem Vortrag Ansätze vor, wie Dozenten ihren Studenten das Lernen erleichtern könnten. Klassische Vorlesungen etwa werden schnell langweilig, wenn man darauf eingestellt ist, viele Reize schnell zu verarbeiten. Abwechslung sei der Schlüssel. Sie ließe sich beispielsweise mit spielerischen Elementen erzielen wie einem kurzen Quiz, einer Umfrage oder einem Planspiel – gerne auch digital am Smartphone. Damit die Vorlesungen zur guten Mischung aus digital und analog werden, brauche es zweierlei Medienkompetenz: „Die Dozierenden müssen sich an digitale Medien gewöhnen und sie kompetent einsetzen – im Gegenzug sollen die Studenten auch lernen, mit Papier oder herkömmlichen Lehrmethoden zurechtzukommen“, so Schutz.
Mehr Medienkompetenz für Dozenten und Studenten
Denn so wertvoll das Smartphone sein kann, um Begriffe nachzuschlagen oder Erklärvideos anzusehen – so schnell kann es von der eigentlichen Aufgabe ablenken. „Die Studierenden müssen verstehen, welche Medien sie beim Lernen stören. Dabei brauchen sie Unterstützung“, so Schutz. „Medien-, Methoden- und Lernkompetenz sollen in den Lehrveranstaltungen gefördert werden“, so Tippmann-Krayer.
Sie resümiert: „An der Hochschule Landshut kommen schon viele Blended-Learning-Elemente zum Einsatz. Das kommt bei den Studierenden gut an, sie wünschen sich mehr davon.“ Die Lehre soll sich daher stetig weiterentwickeln – ein eigens eingerichteter Arbeitskreis beschäftigt sich damit, die Qualität weiter zu verbessern. „Wichtig ist uns, dass dabei die persönliche und intensive Betreuung durch die Dozierenden keinesfalls verloren geht.“