Seit einiger Zeit wird die Notwendigkeit einer Mobilitätswende diskutiert. Getrieben durch die Megatrends Urbanisierung, wachsende Weltbevölkerung und Internethandel führen in Ballungsräumen zunehmender Individual- und Lieferverkehr zu einem Verkehrskol-laps. Ein Mobilitätsmix, bei dem auf einem Weg mehrere unterschiedliche Verkehrsmittel genutzt werden, erscheint notwendig. Der Vielen aus Kindertagen noch bekannte Tretrol-ler (Scooter) kann hierbei auf Kurzstrecken eine nützliche Rolle spielen, z. B. für Wege zwischen Bus- und Bahnhaltestellen oder für die letzten Meter zum Ziel.
Einen Boom haben Tretroller in den letzten Jahren als elektrisch angetriebene E-Scooter erlebt. Kontrovers werden jedoch die hohen Geschwindigkeiten, das Nutzerverhalten und der Ressourcenverbrauch für Akkus und Motoren diskutiert. Leihroller, die aufgrund von Vandalismus Flüsse und Landschaft verschmutzen stellen auch ökologisch keine befriedigende Lösung dar. Die meisten aktuell verfügbaren Scooter sind zwar in unter-schiedlichen Größen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verfügbar, aber vor allem aus Aluminium.
Moderne additive Fertigungsverfahren wie der 3D-Druck ermöglichen hingegen ei-nerseits leichte, belastungsgerechte Strukturen aus Kunststoff, die mit anderen Ver-fahren nicht wirtschaftlich oder gar nicht herstellbar sind. Da komplexe Strukturen gestal-tet werden können, lassen sich auch Integralbauweisen mit Funktionsintegration leichter umsetzen. Aufgrund der Losgröße 1 können zudem Geometrie, Design und Funktion individuell an Nutzerwünsche und –bedürfnisse angepasst werden. Vielleicht bewegt ein individueller Roller eher zur Nutzung umweltverträglicher Verkehrsmittel?
Vassilis Tsimbidi, Absolvent des Studiengangs Automobilwirtschaft und –technik der Hochschule Landshut, hat in seiner Abschlussarbeit einen leichten, personalisierten Scooter entwickelt, der sich durch 3D-Druck herstellen lässt. Für den Transport in ande-ren Verkehrsmitteln kann er außerdem kompakt und einfach tragbar zusammengefaltet werden. Als Ergebnis entstand ein vollwertiger Prototyp mit einem eigenständigen Design, bei dem aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen bewusst auf ei-nen elektrischen Antrieb verzichtet wurde.
Die Abschlussarbeit wurde betreut von Prof. Dr.-Ing. Raimund Kreis. Er lehrt an der Hochschule Landshut Konstruktion und Entwicklung sowie Technische Mechanik. 3D-Drucke für den Prototyp wurden mit Unterstützung von Prof. Dr.-Ing. Norbert Babel und Dipl.-Ing. Peter Roidner realisiert. Prof. Babel leitet an der Hochschule Landshut das La-bor für Additive Fertigung sowie den Studiengang „Additive Fertigung – Werkstoffe, Ent-wicklung und Leichtbau“. Peter Roidner ist Laboringenieur und Lehrbeauftragter in den Bereichen Mechanik, Konstruktion und 3D-Druck.
Foto: HAW Landshut