Zum Hauptinhalt springen

Studierende lernen die Kinder- und Jugendhilfe in Plymouth kennen

Zwölf Studierende des BA-Studiengangs Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugend-hilfe reisten zu einer einwöchigen Studienreise nach Plymouth, wo sie Einrichtun-gen besuchten und an informativen Vorträgen an der Plymouth Marjon University teilnehmen könnten.

Vom 06.-13. Oktober 2024 hatten zwölf Studierende des BA-Studiengangs Soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe die einmalige Chance Soziale Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugenhilfe in England kennenzulernen. Das Fachprogramm wurde von Prof. Dr. Samantha Hauptman, Prof. Dr. Jon Ord und Prof. Dr. Mechthild Wolff zusammengestellt. Da bereits eine Gruppe mit Studierenden von der Plymouth Marjon University eine Studienreise in Niederbayern unternommen hatte, war dies nun der Gegenbesuch der Hochschule Landshut.

Im Rahmen von acht Einrichtungsbesuchen und drei Vorträgen mit Diskussionsrunden konnten sich die Studierenden in der Woche u.a. einen Überblick verschaffen über die dortige Kinder- und Jugendarbeit in Jugendzenten („Youth Work“). Das Angebot für junge Menschen ist in den Jugendzentren vielfältig, es reicht von Musikprojekten („community music“), über Gesprächsrunden zum Libanon-Konflikt und Street Work bis hin zu Drogenprävention („drug education“) und sexueller Aufklärungs- und Bildungsarbeit („sexual health“). Leider musste die Gruppe erfahren, dass viele der Jugendzentren in den letzten Jahren aus Kostengründen immer weiter zusammengekürzt wurden, so dass in vielen Städten nur noch sehr wenig Jugendzentren existieren. Vielfach werden sie von Wohltätigkeitsorganisationen betrieben, weil die Arbeit nicht mehr als kommunale Aufgabe gilt. Die „charities“ sammeln Spenden ein, so dass ein minimaler Teil der Arbeit fortgesetzt werden kann.

Die Gruppe der Studierenden lernte zudem, dass in Plymouth und Umgebung viele stationäre Einrichtungen für Kinder und Jugendliche aus Kostengründen geschlossen wurden, der Trend geht dort in Richtung Pflegekinderhilfe („foster Care“), der das teure Jugendhilfeangebot ersetzen soll. Ernüchternd war auch der Besuch in einer Einrichtung, in der junge Menschen 6 Wochen an einem Programm teilnehmen können, wenn sie schulmüde sind, ihr Sozialverhalten auffällig ist, wenn sie der Schule fernbleiben oder Konzentrationsprobleme haben. In dieser Wohltätigkeitsorganisation („charity“), die direkt von der Schule stundenweise bezahlt wird, hängt viel von dem Engagement der „youth worker“ ab.  

Demgegenüber stehen steigende Drogenprobleme junger Menschen, die Auswirkungen von „home schooling“ (von den Eltern gewollter Schulabsentismus und Beschulung durch die Eltern) und die Obdachlosigkeit ganzer Familien. Sozialarbeiter*innen sind rar geworden, in England werden sie nur noch eingesetzt und aktiv, wenn Verfahren im Kinderschutz relevant werden. Sozialarbeiter*innen arbeiten nicht in den präventiven Feldern, sondern in „multi agency safeguarding hubs“, wo es um die Gefährdungseinschätzung von Kindern und Diagnostik, um regelmäßige Hausbesuche im Abstand von zwei Wochen und um die Begleitung der Eltern sowie um viel Dokumentationsarbeit geht.       

Insgesamt war ernüchternd zu sehen, wie sich der Sozialstaat immer weiter zurückzieht und Probleme in die Wohltätigkeit und die Gemeinwesen abgegeben werden. Dem etwas düsteren Eindruck standen jedoch auch einige innovative Projekte gegenüber, dazu gehörte u.a. ein Projekt im City College, in dem junge Menschen mit Behinderung am „skill development center“ individuelle Förderung erhalten. Sie werden individuell darin unterstützt, entweder an dem College direkt oder an einer anderen Bildungseinrichtung einen Beruf zu erwerben.

Nach dem fachlich anspruchsvollen Programm und den vielen Begegnungen mit sozial engagierten Menschen, machten die Studierenden einen Tagesausflug in das schöne Cornwall bei wunderbarem Wetter. Die Studienreise wurde dankenswerterweise von der Hochschule gefördert. Das Angebot setzt die Fakultät von vielen anderen Standorten ab und ermöglicht ein hochschulisches Lernen durch Erkundung.