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Windkraft in Bürgerhand als wichtiger Faktor für die Energiewende

Am Beispiel der Energie Genossenschaft – Freisinger Land eG zeigte der Auftaktvortrag der Landshuter Energiegespräche in diesem Semester, welche Rolle Bürgerbeteiligung bei der Energiewende spielen kann.

Ein erfolgreiches Beispiel für Windkraft in Bürgerhand bot Andreas Henze, Vorstand der Bürger Energie Genossenschaft – Freisinger Land eG.
Ein erfolgreiches Beispiel für Windkraft in Bürgerhand bot Andreas Henze, Vorstand der Bürger Energie Genossenschaft – Freisinger Land eG.

Die Landshuter Energiegespräche befassen sich in diesem Semester mit dem Thema „Erneuerbare Energien und Energiespeicher - ein starkes Team“. Zum Auftakt am 25. November 2024 stand die Windkraft als wichtiges Element für nachhaltige Energieversorgung im Mittelpunkt, wie Hochschulvizepräsident Prof. Dr. Markus Jautze bei seiner Begrüßung der rund 70 persönlich oder online anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer erklärte. Windkraft stoße nicht nur auf Zustimmung, erläuterte Veranstaltungsinitiator Prof. Dr. Josef Hofmann, Sprecher Forschungsbereich Energie der Hochschule Landshut. Doch Windkraft funktioniere und gerade Windräder in Bürgerhand seien ein wichtiger Bestandteil der Energiewende.

Ein erfolgreiches Beispiel für Windkraft in Bürgerhand bot Andreas Henze, Vorstand der Bürger Energie Genossenschaft – Freisinger Land eG, in seinem Vortrag. Die Genossenschaft wurde 2013 gegründet und habe mittlerweile knapp 2000 Mitglieder, darunter Kommunen, kommunale Betriebe und viele Bürgerinnen und Bürger. Teil der Genossenschaft seien Bürger-Solardächer, 2 Bürger-Solarparks, 1 Bürger-Windrad und 69 öffentliche Ladepunkte. 1.175 Bürger seien Strom Kunden und profitieren von den in den letzten 3 Jahren nicht geänderten Preisen.

Von der Planung bis zum Bau einer Windkraftanlage

Henze gab einen Einblick in die Entstehung einer Windkraftanlage bzw.  eines Windrads. Gebaut habe man eine speziell fürs Inland geeignete 3 Megawatt-Anlage, die damals das Nonplusultra darstellte. Für die Finanzierung seien verschiedene Gutachten notwendig gewesen, die Anlage sollte ja wirtschaftlich betrieben werden. Die Kosteten lagen damals bei ca. 5,5 Mio. Euro, die Inbetriebnahme erfolgte im Jahr 2015. Mit durchschnittlich 7,2 Mio. kWh wurde die Prognose von 6,2 Mio. kWh pro Jahr klar übertroffen, 2023 habe man sogar 8,8 Mio. kWh erzeugt. Dabei sei der Ertrag besonders in den Wintermonaten hoch, in denen wenig PV-Strom zur Verfügung steht. Die Windkraft stelle also eine gute Ergänzung zur Solarenergie dar.

Binnen-Windkraftanlagen haben große Flügel mit relativ kleinen Generatoren, da hier der Stromertrag gleichmäßiger sei. Der Rotordurchmesser von Windrädern werde immer größer, da dies mehr Stromertrag verspreche. Aktuell werde gerade eine neue Windkraftanlagen geplant mit einer Nabenhöhe von 163 Metern, einem Windrad-Durchmesser von 175 m und einem erwarteten Stromertrag von 15 Mio. kWh.

Das oft kritisierte häufige Stillstehen der Windräder habe oft mit Auflagen des Naturschutzes zu tun, zusätzlich hätten manche Verträge mit Strom-Direktvermarkter andere nicht. In der eigenen Windkraftanlage habe man bisher kaum Zwangsabschaltungen gehabt. Grundsätzlich gelte: Wer zuerst kommt, malt zuerst, wer als letzter baut hat am meisten Einschränkungen, fasst er seine Erfahrungen zusammen. Über die erzeugte Stromleistung in der Anlage Kammerberg könne man sich auch stets aktuell auf einer eigenen Homepage informieren.

Der Rückbau des Windrades sei frühestens nach 25 Jahren, also 2038 geplant. Hierfür müssten Rücklagen gebildet werden. Dabei seien laut dem Freistaat Bayern 90 Prozent der Altanlagen recycelbar.

Bürger Energie Genossenschaft – Freisinger Land

Schon in der Planungsphase sei Kapital in Höhe von einer halbe Million Euro notwendig. seit 5 Jahren sei man an der Planung für das nächste Windrad-Projekt. Jeder, der Mitglied in der Energiegenossenschaft werden will, könne Geschäftsanteile iá 250 Euro mit einer Bindungsfrist von mindestens 3 Jahren kaufen. 2023 hätten sich die Mitglieder über eine Gewinnausschüttung von 3,5 Prozent freuen können. Für die Finanzierung oder auch des notwendige Eigenkapitalanteil von Fremdfinanzierungen nutze man neben den Beteiligungen auf Gewinne und Nachrangdarlehen von Mitgliedern der BEG Freising.

Die Genossenschaftsmitglieder hätten neben dem Zinsertrag weitere Vorteile: Wer in der Nähe eine Anlage wohnt, die z.B. das Windrad sehen können, bekommen den sog. Bürger-Strom Plus, erhalten einen Nachlass von 6,5 Cent beim Strompreis. Auch Grundstückseigentümer profitieren, sie erhalten eine Option auf Beteiligung und ebenfalls den Bürger-Strom plus. Die Kommune freut sich über Gewerbesteuereinnahmen und kann sich optional an der Betreibergesellschaft beteiligen. Die BEG-FS habe eine Mehrheitsbeteiligung an der Betreibergesellschaft.

Aktuell sei man in der Planung von weiteren drei großen Anlagen mit bis zu vier Windrädern. Mehrere Windräder an einem Standort sparen Kosten, man braucht nur eine Zufahrt und eine Strom-Zuleitung. Auch überlege man den Einsatz von Speichertechnologie, um gerade im Solarbereich nachhaltig produzierten Strom ökologisch und ökonomisch noch sinnvoller einsetzen zu können. Er lädt alle Teilnehmer/-innen ein, die lokale Energiewende in Bürgerhand zu unterstützen.

zu den Landshuter Energiegesprächen
Ein erfolgreiches Beispiel für Windkraft in Bürgerhand bot Andreas Henze, Vorstand der Bürger Energie Genossenschaft – Freisinger Land eG.
Hochschulvizepräsident Prof. Dr. Marcus Jautze bei der Begrüßung der Teilnehmer/-innen.
Veranstaltungsinitiator Prof. Dr. Josef Hofmann betonte die Bedeutung von Windkraftanlagen für die Energiewende.