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„Wir helfen euch bei der Verwirklichung eurer eigenen Ideen.“

Die neue Leiterin des Gründerzentrums der Hochschule Landshut Susanne Mertz spricht im Interview über ihre Begeisterung für die Gründungsförderung und ihre Vision für das Gründerzentrum als niederschwellige Anlaufstelle für alle gründungsinteressierten Hochschulangehörigen und Alumni.

Seit dem 01.08.2024 ist Susanne Mertz die neue Leiterin des Gründerzentrums der Hochschule Landshut. Im Interview mit Elisabeth Tauscher erzählt sie, was sie daran begeistert, Gründungswillige und ihre Ideen zu begleiten. Außerdem gibt sie Tipps für Gründungsinteressierte und wünscht sich, dass diese einfach an ihr „Fenster klopfen“.

Frau Mertz, Sie sind die neue Leiterin des Gründerzentrums. Was bewegt Sie persönlich am Thema Gründung?

An Hochschulen entstehen viele potenzielle Gründungideen, zum Beispiel durch Abschlussarbeiten oder einfach unter Studierenden, wenn sie abends bei einem Bier zusammensitzen. Oft sind die Ideen noch diffus und man weiß nicht, an wen man sich wenden soll. In diesen Situationen gemeinsam mit dem Gründungsförderungsteam Anlaufstelle zu sein, das reizt mich. Mit unserer Expertise möchten wir die gesamte Founders Journey unterstützen, also von der ersten Idee bis zur Gründung.

Aber auch der Region etwas Gutes zu tun - wirtschaftlich betrachtet und was das Image anbelangt - ist mir wichtig. Durch Gründungen entstehen neue Arbeitsplätze, es können neue Wirtschaftszweige entstehen und weitere Unternehmen können angelockt werden.

Und ich finde für Hochschulen ist es ganz toll, wenn sie sagen können, wir kümmern uns auch darum, wenn ihr nicht einen klassischen Werdegang geht, das heißt Arbeitnehmer werdet. Wir helfen euch bei der Verwirklichung eurer eigenen Ideen. Das reizt mich, da mitzuwirken.

Haben Sie eine Lieblings-Gründungsidee?

Ich selbst habe derzeit nicht vor zu gründen (lacht). Sehr viele Ideen sind spannend. Aber ich finde besonders hervorzuheben sind die Gründungsideen, die es schwerer haben, an Kapital zu kommen, weil sie nicht aus dem Techbereich sind, sondern beispielsweise gemeinwohlorientiert sind. Solche Start-ups bekommen von Investoren viel weniger Unterstützung und haben nicht so viele Plattformen, auf denen sie sich präsentieren können. Sie müssen kreativer sein.

Auch bisher haben Sie im Bereich des Wissens- und Technologietransfers, also an der Schnittstelle von Forschung und Wirtschaft gearbeitet, richtig?

Richtig. Begonnen hat alles 2007, bei der Transferagentur der Fachhochschule Münster. Dort bin ich zum ersten Mal mit der Gründungsförderung in Berührung gekommen. Ich habe zum Beispiel probeweise einen Ideenwettbewerb initiiert, um überhaupt erstmal zu schauen, wie die Resonanz ist. Das war sehr erfolgreich und nachdem ich an zwei Förderanträgen mitgewirkt hatte, habe ich gemerkt, dass die Gründungsförderung ein Bereich ist, der mir echt Spaß macht.

Danach habe ich an der Universität Siegen und später an der Hochschule Darmstadt in den Bereichen Wissens- und Technologietransfer, Alumni-Management und Gründungsförderung gearbeitet und diese geleitet. Das war gut, weil diese Themen alle ineinandergreifen. Aber jetzt bin ich auch froh, dass ich den Fokus nur auf die Gründungsförderung legen kann, denn bisher war mein Portfolio viel breiter.

Welche Einsichten bringen Sie aus Münster, Siegen und Darmstadt mit?

Ich habe gesehen, wie wichtig es ist, dauerhafte Anlaufstellen zu haben. Der Bereich Gründung sollte an allen Hochschulen und Universitäten verstetigt werden. Wenn nicht von hier, woher kommen dann Innovationen, aus denen neue Unternehmen entstehen und Arbeitsplätze geschaffen werden.

Genauso wichtig ist es, ein sehr gut funktionierendes Gründungsökosystem vor Ort zu haben. Die Unterstützung durch die Hochschulen hört irgendwann auf und die Projekte müssen raus aus der Hochschule. Hier am Campus unterstützen wir in der frühen Phase. Wir sind eine Ideenschmiede und geben Raum zum Ausprobieren. Und danach geben wir die Gründungsvorhaben weiter an das Landshuter Gründerzentrum LINK oder andere Partner aus dem lokalen Gründungsökosystem.

Was sind Ihre Ziele und Visionen für das Gründerzentrum?

Das kurzfristige Ziel ist, die etablierten Angebote weiterzumachen und zu verstetigen. Mein Dank geht an alle vorherigen Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen des Förderprogramms EXIST-Potentiale das Gründerzentrum zu dem gemacht haben, was es ist. Die EXIST-Projektförderung läuft Ende 2024 aus. Mein erstes Ziel ist, dieses Projekt erfolgreich zu Ende zu bringen.

Meine Vision ist, dass wir DIE Anlaufstelle für alle gründungswilligen Hochschulangehörigen werden. Die sollen, so kenne ich das noch aus Münster, am besten einfach ans Fenster klopfen können und sagen: Hast du kurz Zeit? Ich habe da eine Idee, die ich gerne mit euch besprechen möchte. Das wäre schön, wenn wir das im Team hinbekommen.

Die meisten Ideen entstehen sowieso aus dem Team heraus. In der Vergangenheit habe ich gute Erfahrung mit regelmäßigen Strategiemeetings gemacht, bei denen man aus dem Tagesgeschäft rauskommt und überlegen kann, wo wollen wir hin und, ganz wichtig, was braucht unsere Zielgruppe.

Kurz gesagt: Die Vision ist, einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Impact zu erzielen und die wirtschaftliche Relevanz der Stadt Landshut und der Region als Gründungsstandort nachhaltig zu stärken.

Zum Abschluss: Welche Empfehlungen würden Sie Hochschulangehörigen geben, die gründen wollen?

Mutig sein, die Idee zu verfolgen. Mutig sein, Fehler zu machen. Immer an sich glauben und vor allem auch Kontakt suchen zu allen, die helfen können. Ein Nicht-Kontakt ist ein verlorener Kontakt und aus allem anderen lernt man.

Herzlichen Dank für das Interview, Frau Mertz!


Foto: Hochschule Landshut / Elisabeth Tauscher