Digitale Unterstützung der beruflichen Eingliederung gehörloser Menschen
Digitale Unterstützung der beruflichen Eingliederung gehörloser Menschen
Projektdauer
01.10.2021 - 30.09.2025
Förderprogramm
Förderkennzeichnung
AGF .00.00001.20
Gefördert durch
Bundesministerium für Arbeit und Soziales

SDG



Beteiligte Personen
Projektleitung Hochschule Landshut:
Prof. Dr. Sabine Fries
Wissenschaftliche Mitarbeitende:
Peter Jakob Craxton
Digitale Unterstützung der beruflichen Eingliederung gehörloser Menschen
Digitale Unterstützung der beruflichen Eingliederung gehörloser Menschen
Gehörlose Menschen sind in ihrer Arbeitsmarktteilhabe stark benachteiligt. Dies ist ein internationales Phänomen, das wesentlich mit der spezifischen Kommunikationsbenachteiligung gehörloser Menschen in einer hörenden Arbeitswelt zusammenhängt.Forschungsprojekt
Mit der Anerkennung der Gebärdensprache, dem Ausbau des Gebärdensprachdolmetschens und der der zunehmenden Einbindung von Gebärdensprachvideos auf öffentlichen WebsitesForschungsprojekt sind wichtigeSchritte vorgenommen, andere stehen noch aus, sind teilweise sogar noch gesellschaftlich kontrovers.
Die kommunikative Benachteiligung Gehörloser im Berufsleben basiert sowohl auf stark verbreiteter mangelhafter Schreib-/Lesekompetenz (funktionalem Analphabetismus) als auch auf unzureichender Verbreitung, fehlender Dokumentation oder völligem Fehlen von Fachgebärden.
Fehlende Fachgebärden sind eine massive Zugangsbarriere zu vielen Berufen mit ausgeprägter Fachsprache – gerade auch für die besser qualifizierten Gehörlosen.ForschungsprojektInsbesondere wird durch das Fehlen von Fachgebärden auch verhindert, dass eine auf den Bedarf von Gehörlosen zugeschnittene fachliche Fortbildung erfolgen kann. Zentraler Aspekt ist dabei die Qualifizierung von Gehörlosen durch gehörlose Fachexperten und Trainer.Forschungsprojekt
Die notwendigen Hilfen zur Verbesserung der berufsrelevanten Kompetenz und zur ausreichenden Verfügbarkeit von Fachgebärden werden mit zunehmender Digitalisierung der Arbeitswelt wichtiger. Nur kommunikationsfähige Gehörlose haben auf dem digital geprägten Arbeitsmarkt eine Teilhabechance. Kommunikationsfähigkeit bezieht sich dabei auf Sozialkompetenz, Allgemeinbildung, Schriftsprache und Deutsche Gebärdensprache. Die ZWE – Innovationsstudie 2018Forschungsprojekt stellte fest, dass bereits über die Hälfte der Unternehmen sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Digitalisierung befinden. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten 10 Jahren dieser Anteil der Unternehmen auf 75 % ansteigen wird. Nur zeitnah anwachsende umfassende Kommunikationsfähigkeit wird Gehörlosen die Teilhabe am modernen Arbeitsmarkt erhalten, mit Glück sogar ausbauen. Der Antragsteller WPS und die Projektpartner teilen deshalb die Auffassung, dass den neuen Herausforderungen der wachsenden Digitalisierung des Arbeitsmarktes mit zwei Maßnahmen zugleich begegnet werden muss.
Diese zwei Maßnahmen müssen umfassen:
· allgemein zugängliche, niederschwellig handhabbare Dokumentation von berufsbezogenen Fachgebärden,
· weitere Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen der verschiedenen Aspekte der Kommunikationsfähigkeit (Sozialkompetenz, Problemlösungsfähigkeit, digitale Kompetenz, fachliche Kompetenz, Schriftsprachkompetenz, …).
Das Projekt wird also 2021 bis 2025 die digitale und soziale Unterstützung von Gehörlosen im Arbeitsleben umfassend ausbauen. Die digitale Unterstützung, sowie die Modernisierung der Gebärdenschrift sind die wesentliche Grundlage unseres Konzeptes für einen Ausbau der berufsbezogenen Kommunikationsfähigkeit von Gehörlosen.
Die bisher genutzte ISWA-GebärdenSchrift wurde erfunden und eingeführt, lange bevor es eine Möglichkeit der digitalen Unterstützung gab. In Deutschland haben wir ab 2010 digital basierte Hilfen entwickelt und der Community zur Verfügung gestellt. Damals war nur eine Zeicheneingabe über Tastatur gefordert, da im Wesentlichen eine Wortschatz-orientierte Auswahl bereits vorgefertigter Verschriftungen konventioneller Gebärden im Fokus stand. Gebärdensprachtypische Bewegungen z.B. der Hand mussten bei neuen Verschriftungen in mühseligen Teilschritten über Sondersymbole (Pfeile u.ä.) eingegeben werden.
Im beantragten Projekt werden wir moderne state-of-the-art IT einsetzen, also z.B. Touchscreens, was ganz neue Möglichkeiten bei der Bewegungseingabe eröffnet. Durch eine Gebärdensprach-nähere Eingabe wird nun auch die ad hoc Verschriftung modifizierter Fachgebärden machbar. Eine entsprechend modernisierte Gebärdenschrift entwickeln wir in den Jahren 2021 – 2023 gemeinsam mit der Hochschule Landshut (Prof. Dr. Fries). Die praktische Erprobung erfolgt sukzessive spätestens ab 2023 bis zum Projektende. Projektsprachen sind Deutsche Gebärdensprache und Deutsch.