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Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung

TRES

Trialog bei Essstörungen

Projektdauer

01.08.2022 - 31.07.2024

SDG

Beteiligte Personen

Projektleitung Hochschule Landshut:
Prof. Dr. phil. Eva Wunderer

Projektbearbeitung:
Enikö Schradi

Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung

TRES

Trialog bei Essstörungen

Mitwirkende an der Hochschule Landshut: Enikö Schradi M.A. Klinische Sozialarbeiterin (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin) und Prof. Dr. Eva Wunderer (Projektleitung)
Im Promotionsverfahren sind beteiligt: Prof. Dr. Alexandra Retkowski und Prof. Dr. Stefanie Sauer, beide BTU Cottbus-Senftenberg und Prof. Dr. Eva Wunderer

Kooperationseinrichtungen:

  • TCE Therapie-Centrum für Essstörungen in München
  • Dick & Dünn e. V. Beratungszentrum bei Ess-Störungen in Berlin
  • BEL Beratungszentrum Ess-Störungen in Leipzig
  • SkF Bamberg e.V. Bereich Essstörungen in der Suchtberatung in Bamberg
  • waagnis – Beratungsstelle zu Essstörungen in Regensburg
  • Landshuter Netzwerk e.V., Bereich Essstörungen in der Suchtberatung und ambulanten Rehabilitation in Landshut

Zum Einstieg: Was ist ein Trialog? Ein Trialog ist ein gleichberechtigter Austausch zwischen Personen, die von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, deren Angehörigen und Fachkräften verschiedener Professionen des psychiatrischen Hilfesystems. Die Teilnehmenden eines Trialogs begegnen einander unabhängig von therapeutischer bzw. familiärer Abhängigkeit freiwillig und auf Augenhöhe. Trialog-Veranstaltungen sind Orte des Erfahrungs- und Wissensaustausches mit dem Ziel, die psychische Erkrankung und die Menschen, die damit konfrontiert sind, besser zu verstehen und zu unterstützen. Der Trialog entwickelte sich in Deutschland im Jahr 1989 aus trialogischen Psychoseseminaren. Trialoge sind in der Sozialpsychiatrie gut etabliert und bei Psychosen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung nachweislich hilfreich für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte; sie haben als Unterstützungsangebot teilweise bereits Eingang in die Leitlinienbehandlung gefunden. Die dazu vorliegenden Evaluationsergebnisse zeigen, dass das trialogische Vorgehen eine gute Möglichkeit für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte bietet, subjektive Wahrnehmungen und Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam zu reflektieren und durch die Erfahrungen eines:r Stellvertreter:in, also einer anderen Person in einer ähnlichen Lebenssituation, Handlungs- und Bewältigungsstrategien weiterzuentwickeln. Der Trialog kann somit einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die Herausforderungen psychischer Probleme und deren Auswirkungen zu bewältigen.

Was ist der Hintergrund des Forschungsprojekts? Hintergrund: Die weite Verbreitung und schwerwiegenden, teilweise lebensbedrohlichen bio-psycho-sozialen Auswirkungen von Essstörungen erfordern ein multimodales, multiprofessionelles Vorgehen und weitere, innovative Behandlungskonzepte. Da Essstörungen die Betroffenen, aber auch Angehörige und professionelle Helfer:innen vor große Herausforderungen stellen, sich Betroffene wie Angehörige oft zu wenig gesehen und verstanden fühlen, alle drei Gruppen das Erleben von Hilflosigkeit und Frustration beschreiben, und Essstörungen gesellschaftlich oft stigmatisiert und bagatellisiert werden, liegt ein trialogisches Vorgehen auch in diesem Bereich nahe. Eine Vorstudie zum Trialog bei Essstörungen in Zusammenarbeit mit dem Bundesfachverband Essstörungen BFE e.V., offenbarte einen Bedarf und eine Bereitschaft zur Durchführung von Trialogen in der Essstörungshilfe.

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts? Im Projekt „TRES – Trialog bei Essstörungen“ wird der Trialog neu im Bereich Essstörungen eingeführt und im Hinblick auf seine Chancen und Grenzen für betroffene Personen mit Essstörungserfahrungen aller Art, Angehörige und Fachkräfte aus der Perspektive der Trialog-Teilnehmenden und Einrichtungen bewertet. Es handelt sich um Forschung in der und für die Praxis. Das Feedback der Einrichtungen, Moderierenden und Trialog-Teilnehmenden fließt in die Weiterentwicklung des Trialogs bei Essstörungen ein. So kann das Forschungsvorhaben, bei entsprechend positiven Ergebnissen, dazu beitragen, den Trialog bei Essstörungen als weiteres Hilfeangebot sichtbar und nutzbar zu machen. Der Trialog bei Essstörungen ist gleichzeitig das Dissertationsthema von Enikö Schradi.

Wie wird das Forschungsvorhaben umgesetzt? Im ersten Schritt wurden ein Konzept als Handreichung für die Kooperationseinrichtungen erstellt und Einrichtungen und Moderierende geschult. Der Trialog bei Essstörungen war als Blockveranstaltung mit jeweils vier Gesprächsabenden und einer Dauer von zwei Stunden konzipiert und fand im zweiten Schritt von März bis Juni 2023 in den Kooperationseinrichtungen statt. Zwei Moderierende führten jeweils durch den Gesprächsabend. Im dritten Schritt wurden die Trialog-Veranstaltungen evaluiert . Alle Beteiligten wurden aktiv einbezogen, d.h. die Trialog-Teilnehmenden, die Moderierenden an den Gesprächsabenden und die Kooperationseinrichtungen, die den Trialog anbieten.
Die Evaluation des Trialogs bei Essstörungen gliederte sich in drei Erhebungsphasen, wobei ein Mixed-Methods-Design zum Einsatz kam. In der 1. Erhebungsphase fanden eine Paper-Pencil-Befragung der Trialog-Teilnehmenden und Moderierenden sowie eine Befragung der Kooperationseinrichtungen direkt im Anschluss an die Trialog-Gesprächsabende statt. Die 2. Erhebungsphase enthielt vertiefende Einzelinterviews mit Trialog-Teilnehmenden nach Ende der Trialog-Blockveranstaltung. Eine Follow-up-Befragung der Trialog-Teilnehmenden und Kooperationseinrichtungen nach ca. sechs Monaten bildeten die 3. Erhebungsphase. Das Material wird deskriptiv-statistisch und qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet.