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Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung

Bildungsbausteine gegen Muslimfeindschaft

Bildungsbausteine gegen Muslimfeindschaft

Projektdauer

01.03.2015 - 31.12.2019

Gefördert durch

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Stadt Landshut

Beteiligte Personen

Projektleitung Hochschule Landshut:
Prof. Dr. Mihri Oezdogan

Wissenschaftliche Mitarbeitende:
Andreas Hastreiter

Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung

Bildungsbausteine gegen Muslimfeindschaft

Bildungsbausteine gegen Muslimfeindschaft

Hintergrund des Projekts
Die Stigmatisierung und Ausgrenzung von Muslim_innen oder Menschen, die als solche kategorisiert werden, auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene ist allgegenwärtig und erhält weiter Zulauf. Dementsprechend müssen Mittel und Wege gefunden werden, wie eine pluralistische, gewaltfreie, diskriminierungssensible und demokratische Gesellschaft sich dieser Form des antimuslimischen Rassismus entgegenstellt. Dieser Weg kann und darf nicht von oben bestimmt und verordnet werden, sondern muss unter Einbezug der Erfahrungen, Einstellungen und Praxen der beteiligten Akteur_innen auf einem wissenschaftlichen Fundament gelingen.
Die seit mehr als zwei Jahren stattfindenden montäglichen Märsche von PEGIDA gegen die Islamisierung des Abendlandes in Dresden und deren Ablegern deutschlandweit sind dabei nur die Spitze des Eisbergs: Laut der neusten Mitte Studie vom Juni 2016 wollen über 40% der deutschen Bevölkerung den Muslim_innen die Einwanderung nach Deutschland gar untersagen.
Basierend auf dem Internationalen Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von rassistischer Diskriminierung (Anti-Rassismus-Konvention) von 1969, bis hin zu der im Jahr 2010 verabschiedeten Europarats-Charta zur Demokratie- und Menschenrechtsbildung, halten die Bestrebungen der EU-Länder an, verpflichtende Rahmenbedingungen zu schaffen, pädagogische Konzepte zur Bekämpfung jeglicher Form von Diskriminierung und Gewalt zu fördern. Daraus ergibt sich für Institutionen des Bildungswesens und für Lehr- und sonstiges Fachpersonal eine
zentrale pädagogische Herausforderung an Vorgehensweisen und Standards im Rahmen des eigenen professionellen und persönlichen Handelns und Verhaltens.

Das Modellprojekt „Bildungsbausteine gegen Muslimfeindschaft“ setzt genau an diesem Punkt an und entwickelt in der Kooperation des Bildungsteams Berlin – Brandenburg e. V. mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut / Fakultät Soziale Arbeit im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ Bildungsbausteine und –materialien gegen antimuslimischen Rassismus.

Der Schwerpunkt dieses Projekts liegt auf der rassismuskritischen Bildungsarbeit für Jugendliche,Pädagog_innen und Multiplikator_innen.

Ziel des Projekts
Mit dem rassismuskritischen Ansatz wird ein ganzheitliches Konzept verfolgt, welches einerseits die Funktion gesellschaftlicher Mechanismen rassistischer Diskriminierung in der Migrationsgesellschaft herausarbeitet und kritisiert und andererseits durch einen macht- und selbstreflexiven Ansatz dazu anregt, nachhaltig (eigene) Erfahrungs-, Denk- und Handlungsmuster zu hinterfragen und diese in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext einzubetten.
Unter dieser Voraussetzung sollen im Zusammenspiel von Theorie und Praxis Bildungsmaterialien erstellt und modifiziert werden, sodass sich ein partizipatorischer Ansatz ergibt: Teilnehmer_innen und Pädagog_innen sollen in den Seminaren gemeinsam und diskursiv Inhalte und Methodik erarbeiten und eine rassismuskritische Einstellung erproben und reflektieren, die auf gesamtgesellschaftlicher Ebene Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit langfristig fördert.

Untersuchungsdesign des Projektes
Der grundlegenden Konzeptionalisierung ging eine einjährige Datenerhebungsphase in Bayern, Berlin und Brandenburg voraus, die zum Ziel hatte, empirisches Material aus den entsprechenden schulischen und außerschulischen Handlungsfeldern zu gewinnen, in die das entstehende
Bildungsprogramm dann wiederum hineinwirken soll. Auf Basis von (Gruppen-)Interviews an Schulen, Jugendeinrichtungen und in Moscheen wurde evaluiert, unter welchen Bedingungen antimuslimischer Rassismus gedacht, gelebt und erfahren wird. In Kombination mit vorhandenen
rassismuskritischen Bildungsprogrammen und -materialien diente dies als Grundlage der weiteren Projektarbeit.
In einer zweiten Phase werden an Schulen in Bayern, Berlin und Brandenburg Materialien in wissenschaftlicher Begleitung und Modifizierung erprobt und so unter Einbeziehung und Evaluation der teilnehmenden Jugendlichen, Pädagog_innen und Multiplikator_innen stetig verbessert.
Nach abgeschlossener Modifikation und weiteren begleiteten Multiplikator_innenfortbildungen soll das ausgearbeitete Programm gegen Muslimfeindlichkeit auf einer Abschlusstagung im Sommer 2019 in Landshut präsentiert und dauerhafter Bestandteil der alltäglichen Bildungsarbeit gegen antimuslimischen Rassismus werden.